Freitag, 29. Januar 2016

Schwein gehabt!



„Sound of Freedom“, zu Deutsch „Klang der Freiheit“, der mitgliederstärkste Motorradclub am Orte, nahm sich die Freiheit, zum Freiburger Bockmarkt einmal nicht mit dem bisweilen Nerv tötenden Sound ihrer PS-starken Zweiräder aufzufallen. Sonst eher dafür bekannt, einmal die Sau rauszulassen, wollten die Kuttenträger in diesem Jahr eine Sau grillen, um sie dann zu günstigem Preis in kleinen Portionen gemeinsam mit den Bockmarktbesuchern zu verzehren.
Worum sich in den vergangenen Jahren kein Schwein gekümmert hat, geriet in diesem, dem Milleniumjahr, zum Schwein – pardon – zum Stein des Anstoßes. Ein „Anonymus“, ein Schweinefreund vielleicht oder ein anonymer Veganer, vielleicht auch nur jemand, der sich um die Volksgesundheit sorgt oder grundsätzlich alle Schweinereien im öffentlichen Raum ablehnt, hat das Gesundheitsamt alarmiert. Oder aber war es einfach nur ein Neider, der sich geärgert hat, dass ihm das Schweinegeschäft durch die Lappen gegangen ist?
Dass der Hinweis von einem ortsbekannten, männlichen und noch dazu aktiven Freiburger Mitglied der Tierhilfe  mit der Begründung gekommen sei, er wolle der armen Sau die stundenlange Karussellfahrt über glühenden Kohlen ersparen, hat sich als schlechter Scherz eines Nachbarn des Tierschützers herausgestellt.
Tatsache ist jedenfalls, dass die schon für ihren letzten Auftritt präparierte Motorradsau noch am Vorabend des Bockmarktes 2000 zu einem Vorgang bei den zuständigen Behörden wurde. Der Stader Amtsschimmel wieherte unüberhörbar laut und sorgte mit seinen eisenbeschlagenen Hufen für einen wahren Funkenregen auf dem Pflaster des Freiburger Fleckensplatzes.
Wer nun glaubt, dass das das endgültige öffentliche „Aus“ für die bereits tote Sau sein sollte, unterschätzt den Amtsschimmel. Wenn schon einmal eine Akte angelegt ist, muss da auch etwas drinnen sein! Von Amtswegen bekam das  Freiburger Schwein kurz vor dem Wurstanbiss noch eine letzte Chance.
Ein in den deutschen Hygienevorschriften bewanderter Schlachter (Nationalität ist egal, Hauptsache Meisterbrief!) musste her, und ein stählerner (!!!) mit Planen verhangener Gitterzaun sollte das nackte Schwein vor lüsternen, gierigen oder gar infektiösen Blicken des Bockmarktpublikums schützen!
Nicht genug, dass die arme Sau einzig zum Verzehr gemästet wurde! Nun musste sie selbst nach dem Tode noch einmal die volle Härte der Käfighaltung erfahren.
Wer nun glaubt, dass „Sound of Freedom“ sich durch eine denunziantische (neues Wort von mir, der PC will, dass ich es entferne!) Schweinerei ausbremsen lässt, hat sich gewaltig getäuscht. Alle Auflagen wurden erfüllt. Der eben noch feurige Amtsschimmel fand zu seiner normalen Schläfrigkeit zurück, schnaubte noch ein oder zwei Male und verzog sich in seinen Stall.
Schwein gehabt haben auch Ali, der Grillmeister, dass er am Ende das Schwein nicht allein essen musste, all die Bockmarktbesucher, die sich auf ein knuspriges Bratenstück gefreut hatten.

Und noch einer hat Schwein gehabt.
Der Denunziant!
Er blieb unerkannt und das war auch gut so. Andernfalls hätte kein Schwein dafür garantieren können, dass er nicht den „Sound of Freedom“ in voller Stärke zu spüren bekommen hätte.

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