„Sound of
Freedom“, zu Deutsch „Klang der Freiheit“, der mitgliederstärkste Motorradclub
am Orte, nahm sich die Freiheit, zum Freiburger Bockmarkt einmal nicht mit dem
bisweilen Nerv tötenden Sound ihrer PS-starken Zweiräder aufzufallen. Sonst
eher dafür bekannt, einmal die Sau rauszulassen, wollten die Kuttenträger in
diesem Jahr eine Sau grillen, um sie dann zu günstigem Preis in kleinen
Portionen gemeinsam mit den Bockmarktbesuchern zu verzehren.
Worum sich
in den vergangenen Jahren kein Schwein gekümmert hat, geriet in diesem, dem
Milleniumjahr, zum Schwein – pardon – zum Stein des Anstoßes. Ein „Anonymus“,
ein Schweinefreund vielleicht oder ein anonymer Veganer, vielleicht auch nur
jemand, der sich um die Volksgesundheit sorgt oder grundsätzlich alle
Schweinereien im öffentlichen Raum ablehnt, hat das Gesundheitsamt alarmiert. Oder
aber war es einfach nur ein Neider, der sich geärgert hat, dass ihm das
Schweinegeschäft durch die Lappen gegangen ist?
Dass der
Hinweis von einem ortsbekannten, männlichen und noch dazu aktiven Freiburger
Mitglied der Tierhilfe mit der
Begründung gekommen sei, er wolle der armen Sau die stundenlange Karussellfahrt
über glühenden Kohlen ersparen, hat sich als schlechter Scherz eines Nachbarn
des Tierschützers herausgestellt.
Tatsache ist
jedenfalls, dass die schon für ihren letzten Auftritt präparierte Motorradsau
noch am Vorabend des Bockmarktes 2000 zu einem Vorgang bei den zuständigen
Behörden wurde. Der Stader Amtsschimmel wieherte unüberhörbar laut und sorgte
mit seinen eisenbeschlagenen Hufen für einen wahren Funkenregen auf dem
Pflaster des Freiburger Fleckensplatzes.
Wer nun
glaubt, dass das das endgültige öffentliche „Aus“ für die bereits tote Sau sein
sollte, unterschätzt den Amtsschimmel. Wenn schon einmal eine Akte angelegt
ist, muss da auch etwas drinnen sein! Von Amtswegen bekam das Freiburger Schwein kurz vor dem Wurstanbiss
noch eine letzte Chance.
Ein in den
deutschen Hygienevorschriften bewanderter Schlachter (Nationalität ist egal,
Hauptsache Meisterbrief!) musste her, und ein stählerner (!!!) mit Planen
verhangener Gitterzaun sollte das nackte Schwein vor lüsternen, gierigen oder
gar infektiösen Blicken des Bockmarktpublikums schützen!
Nicht genug,
dass die arme Sau einzig zum Verzehr gemästet wurde! Nun musste sie selbst nach
dem Tode noch einmal die volle Härte der Käfighaltung erfahren.
Wer nun
glaubt, dass „Sound of Freedom“ sich durch eine denunziantische (neues Wort von
mir, der PC will, dass ich es entferne!) Schweinerei ausbremsen lässt, hat
sich gewaltig getäuscht. Alle Auflagen wurden erfüllt. Der eben noch feurige Amtsschimmel
fand zu seiner normalen Schläfrigkeit zurück, schnaubte noch ein oder zwei Male
und verzog sich in seinen Stall.
Schwein
gehabt haben auch Ali, der Grillmeister, dass er am Ende das Schwein nicht
allein essen musste, all die Bockmarktbesucher, die sich auf ein knuspriges
Bratenstück gefreut hatten.
Und noch
einer hat Schwein gehabt.
Der
Denunziant!
Er blieb
unerkannt und das war auch gut so. Andernfalls hätte kein Schwein dafür
garantieren können, dass er nicht den „Sound of Freedom“ in voller Stärke zu
spüren bekommen hätte.
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