Samstag, 6. September 2014

Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit



Eines weiß ich mit Sicherheit: Wenn ich vor Gericht schwören müsste, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen, ist die Gewissheit, dass ich etwas Falsches aussage, ziemlich groß. Drei kleine belanglose Geschichten zeigen am besten, wie es um meine Wahrnehmung bestellt ist.
Heike kam mit der Neuigkeit, dass Friedrich seinem Krebsleiden erlegen war. Friedrich hatte einige Zeit in unserem Stadtteil gewohnt und mit mir zusammen gearbeitet. Wir waren sogar gut befreundet, verloren uns aber dann, nachdem er in die Nähe von Bremen fortgezogen war, etwas aus den Augen.
Friedrich ist tot!
Auch, wenn wir uns schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen haben, ich hatte viele gute Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit und mich machte die Nachricht von seinem Ableben traurig.
Warum hatte Ute, seine Frau, keine Todesanzeige geschickt? Ich hätte ihn doch auf seinem letzten Weg begleiten können, so weit entfernt lebte er ja nicht – als er noch lebte.

Einige Jahre später besuchten wir die Innenstadt von Bremen. Vor dem Rathaus, auf dem Marktplatz, agierte ein Fotograf hinter seiner Kamera. Er sprang fast von seinem Stativ hin zu der Gruppe, die er fotografieren wollte, um dann wieder wieselig hinter seiner Kamera Position zu beziehen. Langes Haar, Schlapphut und ein wallender, langer Mantel, alles passte.
„Weißt du, an wen er mich erinnert?“ fragte ich Inge.
„Nein.“
„An Friedrich! Sieh dir einmal die Bewegungen an, das Haar, das Ziegenbärtchen und die Kleidung. Wenn ich es nicht besser wüsste, ich könnte schwören, dass es Friedrich ist.“
„Ja, jetzt, wo du es sagst.“

Hätte mich nun ein Richter gefragt, wann ich das letzte Mal Friedrich Pitschke gesehen hätte, ich hätte ihm geantwortet, dass es vor einigen Jahren gewesen sei. Hätte er mich gebeten diese Aussage auch unter Eid zu wiederholen, ich hätte es getan!

Wir machten noch ein paar Besorgungen und auf dem Weg zum Parkhaus querten wir erneut den Markt. Der Mann mit dem Fotoapparat auf dem Stativ arbeitete immer noch an seinem Foto. Ich blieb stehen.
Faszinierend, diese Ähnlichkeit!
„Ich geh´ da jetzt hin, ich will mir den Kerl aus der Nähe ansehen“, sagte ich zu Inge und wandte mich ab, um zu dem Fotografen hinüber zu gehen.
„Lass doch, was bringt das denn? Lass uns zum Auto gehen.“
Mein Entschluss stand fest. Ich wollte mir den Fotografen aus der Nähe ansehen. Nur wenige Meter entfernt, die Ähnlichkeit war gewaltig, höre ich ihn sprechen. Es war auch noch die Stimme von Friedrich. Hektisch und etwas nuschelig tauschte er sich mit seinen Models aus. Alles sah nach einem Fotokurs aus. Alles passte zu Friedrich, nur nicht, dass dieser Mann lebte.
Mit Herzklopfen näherte ich mich dem Fotografen von der Seite. Er bemerkte mich nicht, war zu beschäftigt, und das kam mir sehr gelegen. Auf Armlänge Abstand sagte ich, wie im Selbstgespräch, halblaut – fast schon geflüstert – „Friedrich!“
Der Fotograf drehte sein hageres Gesicht mir entgegen, seine lebendigen Augen begannen zu strahlen. Er trat auf mich zu und begrüßte mich.
„Mensch Hannes, was machst du denn hier? Wir haben uns ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.“
Ich musste sehr merkwürdig ausgesehen haben und brachte für Friedrich etwas schwer nachvollziehbar hervor:
„Friedrich, du lebst?“

Ja, Friedrich lebte und das nicht schlecht, wie er uns bei einer Tasse Kaffee am Rande des Marktes erzählte. Nach einer schweren Magenoperation musste er sein Leben gewaltig umstellen. Er hat sich mit den Folgen seiner Krankheit arrangiert, war frühpensioniert und befand sich an diesem Tag  gerade mit seinem Volkshochschulkurs auf Exkursion in Bremen.

Totgesagte leben länger! In Zukunft wollte ich mehr meinen Augen und Gefühlen trauen. Woher hatte Heike eigentlich die Information von Friedrichs Ableben? Ich hatte sie auch später nie danach gefragt.

Gelegentlich besuche ich Lehrgänge. Das mache ich, um etwas für meine berufliche Tätigkeit hinzuzulernen. Aber bestimmt genauso gerne, um alte Bekannte wiederzutreffen. Ole zum Beispiel, mit dem ich während des Studiums einige Projekte gemeinsam durchgezogen hatte. Wenn wir uns alle paar Monate manchmal auch Jahre auf Fortbildungen oder bei einem Theaterprojekt treffen, gibt es immer regen Austausch zwischen uns. Manchmal höre ich auch über Wendy von ihm. Sie arbeitet gelegentlich mit ihm zusammen.
Ole scheint jetzt irgendwo in meiner Nähe zu wohnen. Ich sah ihn neulich mit einem Hund, muss der Hund seiner Freundin sein, von dem er mir einmal erzählte. Ich winkte ihm über die Straße unter den Bäumen auf dem Mittelstreifen hindurch zu.  Er drehte sich um, um zu sehen, wen ich gemeint haben könnte, und verschwand um die Ecke in die Fuldastraße. Ich muss Wendy unbedingt fragen, wo Ole wohnt. Vielleicht sind wir ja sogar Nachbarn und wissen gar nicht voneinander. So lange wohne ich nämlich noch nicht hier, in diesem Stadtteil.
Ich traf Ole einige Wochen später im Straßencafé „Flüsterkasten“ vor dem Ernst Grobig Theater und setze mich zu ihm.
„Ole, ich habe dich neulich gesehen, mit deinem Hund und dir zugewunken. Du bist dann aber um die Ecke verschwunden.“
„Kann schon sein“, meinte er und nahm einen Schluck aus der Kaffeetasse. „War aber der Hund meiner Freundin.“
„Wohnst du jetzt auch in Hochsaalitz?“
„Nö, wieso?“
In diesem Moment kam Wendy an den Tisch und setzte sich zu uns. Ole hatte keine Zeit mehr für die Antwort, Wendy bestimmte, ganz ihre Art, das Gespräch vom ersten Moment ihres Eintreffens an.

In den nächsten Tagen sah ich Ole mit seinem, pardon, mit dem Hund seiner Freundin, als ich im 142er Bus saß. Er konnte mich nicht sehen und es war zwecklos an die Scheibe zu klopfen. Er wird doch hier irgendwo wohnen.
Meine Vermutung sollte sich schon bald bestätigen. Ich begegnete Ole auf dem Weg von der Bushaltestelle zu meiner Wohnung. Er, wieder in Begleitung des Hundes, kam mir auf der gleichen Straßenseite entgegen.  Merkwürdig, dieser Schal! Hätte ihm niemals so eine schrille Farbe zugetraut.
„He Ole, wohnst ja doch hier, ich wohne jetzt in der Uslarer, gleich um die Ecke.“
Ole blieb stehen, nahm meine Hand und guckte mich an, als spielte er eine Theaterrolle.
Ich kenne diesen Blick nur zu gut.
„Es ist nicht das erste Mal, mein Freund, dass wir uns begegnen. Ich bin nicht der, für den du mich hältst. Ich bin nicht Ole ich heiße Nico. Trotzdem schön, dich kennenzulernen.“
„Aus deiner neuen Rolle, Ole?“
„Hier muss ein Missverständnis vorliegen, ich bin nicht Ole. Sagte doch, Nico. Muss jetzt weiter, sehen uns vielleicht noch einmal. Ciao!“
„Ciao!“ Das sagt er sonst nie. Vielleicht hat er  ´was genommen? Habe ich sonst noch nie an ihm bemerkt, seit Marburg nicht mehr. Und das ist zwanzig Jahre her.
Vier Monate später treffe ich Ole auf einem Gewerkschaftsseminar wieder. Wir nehmen einen Kaffee zusammen und erzählen uns von unseren jüngsten Projekten. Kurz vor dem Ende der Pause, spreche ich Ole auf unser letztes Treffen in Hochsaalitz an.
„Hochsaalitz? Da komme ich fast nie hin und wenn, dann ohne Hund.“
„Bist du dir ganz sicher, Ole?“
„Klar, werd´ ich doch wohl wissen. Bist´n bisschen komisch heute.“
„Auch nicht in der Rolle von Nico, mit dem Labrador und dem unmöglichen Schal?“
„Eeiih, wilste mich verscheißern? Lass uns rein gehen.“

Ich hätte schwören können, dass Ole Nico war und Nico Ole.
Gut, dass ich nicht schwören musste.

Als mich Ole in meiner neuen Wohnung besuchte und wir vom Balkon schauten, ging er unten mit seinem Hund vorbei, der Ole, der neben mir auf dem Balkon stand.
Nico ist also Nico und Ole ist Ole. Zwei verschiedene Personen.
Ich habe nicht mehr versucht, Ole zu erklären, dass er soeben nicht mit seinem Hund unter meinem Balkon vorbeigegangen ist. Er hätte mich wahrscheinlich ohnehin nicht verstanden. Beim Abschied, wir hatten schon einige Gläser roten Ruppertsberger getrunken, sagte ich an der Haustür zu ihm:
„Bis bald mal wieder, Nico, Ciao!“
Ich lachte, Ole verstand nichts und stieg die Treppe hinunter.

Damals in Bremen, Friedrich. Nein, er konnte es nicht gewesen sein und er war es doch!
Hier, in Hochsaalitz, Ole, hundertprozentig mit Hund und krassem Schal und es war Nico, den ich gar nicht kannte.
Ich beschloss für mich, meine Mitmenschen zukünftig aufmerksamer zu betrachten, mich nicht mehr so sehr auf meine Gefühle und Sinne zu verlassen.

Ich bin gerade aus dem  Thüringer Wald zurück. 14 Tage wandern mit leichtem Gepäck. Inge war auch mit, sie hatte die Idee mit der Wanderung. 320 Kilometer auf dem Saale – Orla – Weg. Nie Kinderwagengerecht, nie barrierefrei! So stand es im Wanderführer und so war es auch in Wirklichkeit. Was ich nun erzähle, ereignete sich ungefähr sieben Kilometer hinter Pößneck, oben auf dem Kammweg. Von Westen zog eine schwarze Wand auf und immer lauteres Grummeln verriet, dass der Wetterbericht mit seiner Gewitterankündigung für die Mittagszeit haargenau zutraf. In der Karte war ein Rastplatz mit einem Schutzhüttensymbol eingezeichnet. Es konnte nicht mehr weit sein. Dennoch überraschte uns der plötzlich einsetzende Regen, bevor wir die Hütte erreichten. Zwei Personen in hellblau und rosa hatten bereits vor uns die Hütte erreicht. Ein Schindeldach auf sechs Stützen über einem Picknicktisch. Zwei Wände waren geschlossen.
„Nehmen Sie doch Platz“, sagte die Frau unter dem rosafarbenen Nylon. Sie bemerkte meinen Blick und meinte. „Sieht nicht so gut aus, wees ick ja, aber praktisch. Ganz klein und leicht, nich Achim? Also, Joachim, mein Mann, der hasst diese Dinger.
Aber nun biste froh, Achim, dass du nicht nass geworden bist?“
Joachim guckt wortlos aus seinem hellblauen Regencape aus feinstem Nylon.
Ich konnte ihn nur zu gut verstehen.
„Wo hab´ ich diese Frau bloß schon einmal getroffen? Kenn doch die Stimme“, ging es mir durch den Kopf. Wir zogen unsere nassen Fliesjacken aus und hängten sie zum Trocknen an einen Haken.
„Das kann noch´n bisschen dauern“, sagte die Frau. „Beste Gelegenheit zum Picknick, was meinst du Achim?“
Achim konnte schon sprechen. Das haben wir nun, ca. fünf Minuten nach unserem Eintreffen, feststellen können, als Achim ihr antwortete:
„Könnt schon ´was gebrauchen.“
Die Frau klappte die Kapuze runter und begann mehrere Dosen aus ihrem Rucksack zu nehmen.
„Hab immer ´n paar Stullenpakete mit dabei, wenn wir wandern. Einkehren ist nicht so unser Ding, nicht wahr Achim?“
Inge packt auch unseren Proviant aus und verbreitet die geöffneten Dosen und Päckchen über unsere Tischhälfte. Sie packt immer so leckeren Proviant ein.
Woher kenne ich die Frau?
„Kommen Sie zufällig auch aus dem Hamburger Raum?“
„Ne, aber meine Oma. War da als Kind manchmal. Wohn nun schon ganz lange in Berlin. Stralsund war ick auch schon zu Hause. Man kommt schon wat rum. Zeigen Se mal, wat ham se da Schönes? Sieh mal Achim, lauter Obst und frisches Gemüse. Wolln wir wat tauschen. Wir hätten da ein Ei und Leberwurststullen. Wenn wir dann vielleicht wat von die Karotten und zwee von den Tomaten?“

Ich kenne diese Frau. Geht mir immer häufiger in letzter Zeit, dass ich lange brauche, um Personen den richtigen Orten und den richtigen Begebenheiten zuzuordnen. Hoffentlich wird das nicht noch schlimmer.

„Bedienen Sie sich ruhig, ich habe immer zu viel mit. Das gefällt mir besser, als unterwegs Hunger zu haben.“
„Achim, haste gesehen, die haben auch ein kleines Salzfass mit.“
Jetzt erst bemerkte ich vielleicht 50 oder auch hundert Meter weiter eine Gruppe von vier jungen Männern. Ohne Regenschutz stehen sie unter einer dieser riesigen Fichten, wie sie es nur noch selten in unseren Wäldern gibt. Sie tragen Jeans und Turnschuhe außer dem mit der Sonnenbrille, der hat schwarze Halbschuhe an. Alle tragen dunkle Jacketts, die durch den Regen beträchtlich aus der Form geraten sind.
Ich machte Inge auf die Männer aufmerksam und fragte:
„Wollen wir die nicht mit unter das Dach nehmen?“
Bevor Inge antworten konnte sagte die Frau von gegenüber:
„Nee, lassen Sie die mal da. Die will ick hier gar nich haben. Dann woll´n die ooch noch wat von meine Bemmen.“ Sie strahlt mich dabei mit verschmitztem Grinsen an. War bestimmt als Spaß gemeint, der Spruch mit den Bemmen.
Und ich kenn sie doch!
„Sagen Sie, ich kenne Sie aus dem Fernsehen, Lindenstraße?“
„Nee, Lindenstraße nich, aber Fernsehen, da hab´ ick schon häufiger mal mit zu tun, stimmt’s Achim, haha?“
Achim nickt und bricht sich eine halbe Käsestulle ab. Seine Frau reicht ihm eine Spreegurke rüber.
„Sieh mal, Achim, wat ick noch gefunden hab.“
Zwei der Männer rauchten, alle Warnhinweise missachtend, mitten im Wald. Den Männern schien es egal zu sein, dem Regen ohne Schutz ausgesetzt zu sein.
Der Regen ließ nach.
„Achim, nimm doch noch eine Tomate, die schmecken ja köstlich. Darf er noch eine?“
„Natürlich“, sagte Inge. „Bedienen Sie sich ruhig.“
„Na los, Achim, hast doch gehört, was die Frau gesagt hat.“
Achim nahm ein Stück grüne  Gurke aus Inges Box. Es hatte etwas von leichtem Protest.
„Hat aufjehört zu regnen.  Woll´n wir mal weiter, auf Schusters Rappen, haha, Achim. Müssen wir noch einmal vorher in die Büsche? Besser is wohl.“
Sie streifte sich das rosa Nyloncape über den Kopf und ein froschgrüner Blazer war zu sehen. Unter den Hosenbeinen der schwarzen Bügelfaltenhose wurden derbe Wanderstiefel sichtbar.
„Gut, dass das Papier trocken geblieben ist.“ Sie verschwand in den Tiefen des Hochwaldes und war bald schon nicht mehr zu sehen. Einer von den Männern trat seine Zigarette aus und verschwand ebenfalls im Hochwald.
Spanner!?
Achim nutzte die Abwesenheit seiner Frau, um uns ein weiteres eindrucksvolles Beispiel seines Sprachvermögens zu geben.
„Für uns ist es immer ein sehr schöner Ausgleich, mit dem Wandern. Wir sehen uns ja auch nicht viel. Manchmal sehe ich sie mehrere Tage nur im Fernsehen. Sie ist ja viel unterwegs, Paris, Washington und übermorgen Kopenhagen. Angela  genießt diese Ausflüge in den Thüringer Wald.“
Aus dem Wald zurück kam geräuschvoll die Frau mit dem krass grünen Blazer.
„Ach, Achim, eigentlich heißt er ja Joachim, schön, dass du schon die Regencapes zusammengepackt hast. Hamse gesehen, wie klein die gehen? Is doch toll, oder? Los geht´s, aufgesattelt und weiter. Wünsche noch schönen Urlaub, man sieht sich, vielleicht -  im Fernsehen. Komm, Achim.“
Sieht ein bisschen aus, wie Angela Merkel, denke ich, als sie dem Pfad in westlicher Richtung folgte. Ja, die Merkel hat doch auch so ein Jackett.
Die Männer unter der Fichte wollen anscheinend auch weiter. Zwei sind schon vorgegangen und die beiden anderen kommen erst richtig in Gang, als das merkwürdige Ehepaar bereits an ihnen vorbei war.
„Ein bisschen komisch waren die ja schon“, meinte Inge der Gruppe nachblickend. „Sie sah Angela Merkel sehr ähnlich.“
„Ja, interessant, dass du das auch findest. Ist mir auch schon aufgefallen.“
Angela Merkel hier im Thüringer Wald? Glaubst du doch im Ernst nicht. Oder doch?
„Inge, weißt du wie ihr Mann heißt?“
„Ja, Achim.“
„Nein, der von Angela Merkel.“
„Ich glaube, dass der Joachim heißt, ja, Joachim Sauer.“
Merkwürdig, hatte er nicht von Angela gesprochen?
Quatsch, das gibt es doch nicht, dass wir mitten im Thüringer Wald Angela Merkels Eier essen und sie unsere Tomaten und Apfelscheibchen. Übermorgen ist der Ukrainegipfel in Kopenhagen. Ach was, das wäre doch ein Witz, damit dürfte ich meinem Kegelverein nicht kommen.
Aber sie sah der Kanzlerin doch schon ganz schön ähnlich.
„Weißt du, Inge, woran ich denken muss?“
„Nein.“
„An die Geschichte mit Friedrich in Bremen, der es wirklich war, obwohl er es doch gar nicht sein konnte, und Ole, der diesem Nico so ähnlich sah. Und nun diese Frau mit ihrer Ähnlichkeit zur Kanzlerin. Ist schon merkwürdig, mit den Ähnlichkeiten.“

An diesem Abend hatten wir ein Hotelquartier mit Fernseher auf dem Zimmer.
„Ach nee, das ist doch nicht dein Ernst, Fernsehen auf Wandertour, mach´ ihn aus, bitte.“
„Nur eben die Tagesschau!“
Und dann kam es hammerhart für mich. Ein Bild von der Kanzlerin mit Wanderstab, Rucksack, froschgrünem Blazer, schwarzer Bügelfaltenhose und die Füße steckten in derben Wanderschuhen. Während ich in meiner Einfalt noch dachte, die sieht ja aus wie die Frau, die wir oben auf dem Steig in der Schutzhütte getroffen haben, höre ich die Stimme der Nachrichtensprecherin:
„…heute und morgen auf ihrer traditionellen Wandertour in einem deutschen Mittelgebirge. Während ihrer Abwesenheit werden die Amtsgeschäfte vom Vizekanzler Siegmar Gabriel geführt. Bereits übermorgen muss die Kanzlerin dann wieder auf dem Ukrainegipfel….“

Unsere Wanderin und die Kanzlerin sahen sich verdammt ähnlich.
Es war ein und dieselbe Person, die Wanderin war auch die Kanzlerin!

Schade, dass ich diese Geschichte für mich behalten muss. Würde mir ja doch niemand glauben. Vor Gericht hätte ich nun schwören können, dass ich Angela Merkels Eier gegessen habe. Es stimmte wirklich, ihr könnt ja Inge fragen. Der Richter aber, der Richter hätte mich wohl wegen Meineides dran gekriegt.