Sonntag, 31. Januar 2016

Begegnungen 1 * Markus Suhm



  BEGEGNUNGEN

  Unter diesem Titel möchte ich über einige Begegnungen mit interessanten und teilweise auch sehr skurrilen Personen berichten.

 Markus Suhm, Oktober 2015


Ein Artikel, den ich am 29.10.2014 Im Stader Tageblatt veröffentlichte.

Beim Überholen bitte klingeln
Dresdener Markus Suhm macht sich mit 5,80 Meter langem Gespann auf den Weg von Bremerhaven nach Dresden

Wer diese Tage Markus Suhm (57) begegnet,  glaubt seinen Augen nicht zu trauen.  Er radelt mit einem  5,8 m langen Fahrradgespann derzeit elbaufwärts Richtung Dresden, seiner Heimatstadt. Zu dem Gespann mit Überlänge gehören ein Fahrrad mit 21 Gängen, zwei Fahrradanhänger, die mit einer Leiter verbunden sind und ein weiteres Fahrrad mit drei Sätteln, das kopfüber auf die Leiter montiert ist. Einen Sinn ergibt das alles erst, wenn man mit dem  freundlichen Radler ins Gespräch kommt.
Markus Suhm, gelernter  Inneneinrichter und Heilerziehungshelfer, nimmt derzeit eine Auszeit. Sein geringes Einkommen bessert er in Dresden durch Verkauf von Altmetall, Gebrauchttextilien, Pappe, Papier und Pfandflaschen oder –dosen auf. Alle Materialien sammelt er übrigens mit dem Fahrrad ein. Mit diesem Zusatzeinkommen ermöglicht Markus Suhm sich in Dresden den Zugang zu Kultur. Nun hatte er die Idee, sein kleines Unternehmen um die Sparte „Personenbeförderung“ zu erweitern. Im Internet suchte er ein Tridem, dreisitziges Fahrrad, das er in Dresden stundenweise an Touristen vermieten möchte. Fündig wurde Suhm in Mittelwarden bei Bremerhaven. Schnell stellte sich heraus, dass die Speditionskosten in Höhe von 200 Euro sein Budget bei weitem überstiegen. Da Markus Suhm ohnehin schon immer eine längere Fahrradtour in seiner Planung hatte, entstand die Idee, seine Neuerwerbung mit der Anhänger Eigenkonstruktion ins Elbvenedig zu holen.  Mit Supersparpreis der Deutschen Bahn ging es nach Bremerhaven. Zum Gepäck zählten das Fahrrad (die Zugmaschine), eine Katze im Katzenkorb, zwei Fahrradanhänger, 3 Sätze Satteltaschen, ein Koffer, eine  Klappleiter, Hängematte, Isomatten, Schlafdecken und ein kleiner Kocher für den heißen Tee unterwegs. 

 Ein Schild am Ende des Gefährtes weist Überholer auf die Überlänge hin und gemahnt zur Vorsicht beim Überholen. An den Seiten des Aufliegers  kleben Hinweise, auf denen Markus Suhm stundenweise Arbeit gegen Kost und Logis oder auch  Lohn anbietet. „So will ich meine Reisekasse etwas aufbessern“, meint der Reisende. 
 

Überglücklich zeigte er sich über die Fahrradstation in Freiburg. „So ein Luxus! Hier habe ich sogar warmes Wasser.“  Die Gelegenheit für Suhm, einen Waschtag einzulegen.  Nach der Nacht in der Hängematte unter dem Vordach der Fahrradstation, soll die Reise weiter über Stade nach Hamburg gehen, wo der „Schwertransport“ durch den alten Elbtunnel die Stromseite wechseln wird. Ursprünglich hatte Suhm einmal 11 Tage für die Reise geplant. Nach  4 Etappen von Bremerhaven bis nach Freiburg weiß er allerdings jetzt schon, dass er nicht einmal mit der doppelten Zeit auskommen wird. Das stört ihn nicht, die Zeit hat er. Was ihn allerdings traurig macht, ist der Verlust seiner jungen Katze, die sich beim Zwischenstopp in Geversdorf  nicht an die vereinbarte Abfahrtzeit gehalten hatte. Suhm: “Falls sie gefunden würde, würde ich auch noch einmal zurückfahren.“

Markus Suhm hat von unterwegs, wenn immer er Zugang zum Internet hatte, Reiseberichte geschickt. Mich hatte er nach unserer Begegnung in Freiburg in seinen Verteiler genommen. So war ich immer auf dem Laufenden, kannte alle Freuden und Hindernisse, denen er auf seiner Reise von Bremerhaven nach Dresden ausgesetzt war. Zwei  Wochen hatte er für seine Reise  eingeplant. Tatsächlich erreichte er Dresden fast 4 Wochen nach Reiseantritt.

Auszug aus einer Mail von Markus Suhm vom 29.10.2014
Von Geversdorf aus ging es nach Freiburg/Elbe mit vielen kleinen Pausen für dies und das, denn weder Toiletten noch Internet noch irgendwelche Gastlichkeit fand ich unterwegs, dafür massig verfallende Häuschen und solche, die leerstehend zum Verkauf angeboten wurden.
Und natürlich herrliche Tiere der Lüfte und des Boden.
In Geversdorf außer Käuzen oder Milanen um den Kirchturm auch nächtens zwei Eulen respektive große Uhus.
Übrigens wurden die Beleuchtungskörper öffentlicher Art nachts ab Mitternacht oder kurz danach bis früh um 5, 1/2 6 abgeschaltet - ein herrlicher Sternenhimmel!
In Freiburg dasselbe! 
Zusammen mit dem Storch und dem Reiher auf der Fahrt von Bremerhaven nach Cuxhaven und dem fliegenden Schwan gestern oder heute ergibt sich ein tolles Fauna Bild für mich, Pferde, Rinder und Schafe sowieso. 
In Freiburg fand ich durch den Tip eines netten Mannes an einer Badeteichstelle vor Krummendeich eine herrliche Fahrradstation! Rund um die Uhr offen mit Stromsteckdosen zum Heißwassermachen und Aufladen des Handys und mit toll sauberen Toiletten und einem äußeren Gebäudeteil voller Balken und Gestänge und Tisch nebst Bänken - herrlich zum Pausieren als Radfahrender.
Das Ganze neben dem Kornspeicher, welcher jetzt mühsam renoviert wurde und als örtlicher Kunst Ort genutzt wird.
Einer der Vorstände dieses Kunstvereines dort darin ist auch gleichzeitig Fotograf und Reporter freiberuflicher Natur nach seinem Lehrer- und sonst was-Dasein und er fabrizierte etwas fasziniert auch gleich eine Geschichte über mich mit Fotografien... was man unterwegs nicht alles so erleben kann!
Die Nacht verlief blendend in der Hängematte bei Sternenhimmel, wecken tat mich bloß Stefan's überraschender Anruf!
….

Mail von Markus Suhm vom 14.11.2014

Hallo Zusammen!
 Ja, ich bin nun wieder zuhause angekommen - irgendwelche Kommentare über Dresden erspare ich mir lieber, schon weit vor Dresden konnte ich bemerken...
ich hatte bei der Ausfahrt von Meißen doppelt Glück: Einmal lag diese Johanneskirche ziemlich nah am Radweg, was ich bei der Hinfahrt so nicht wusste und auch nicht gesagt bekam. Zum Anderen dann war die Ausfallstraße von Meißen rechtselbisch wegen einer Baustelle vollständig gesperrt, sodass ich den straßennahen Teil des aus Meißen rechtselbisch hinausführenden Radweges in aller Ruhe und langsam und gemütlich fahrend genießen konnte.
Unterwegs begannen dann die unleidlichen Zustände, aber ehrlich gesagt konnte ich diese peu á peu auch anderswo mitunter antreffen - nur nicht so gehäuft.
Meinem Reifen ein dickes Kompliment: Ich hatte zwar in Magdeburg einen Ersatzreifen gekauft, aber das poröse montierte Teil (beide Reifen stammen vom 2o12 erworbenen und von Monschau in der Eifel über Köln und Hannover entlang des Mittellandkanales und des Elberadweges nachhause gebrachten Tandems, ebenfalls im November; zuhause hatte ich vor der Fahrt die gesamte Vorderradgabel mit allem Drum und Dran ausgebaut und in das Reisefahrrad eingesetzt und hinten hatte ich lediglich den Reifen übernommen) hielt bis zuhause und hält immer noch! Michelin macht wirklich gute Fahrradreifen - wenn ich den Reifen satt aufgepumpt hätte, würde er wie auch der vordere gleiche Reifen sicherlich diese Porosität nicht bekommen haben.
Die Sonne kam in Dresden sogar auch wieder durch, ich freute mich, denn ich bekam immer stärkeren Gegenwind, der Ostwind des Elbetales zwischen Tschechien und Dresden... beim Blauen Wunder reichte es mir, denn ich hatte nicht das Gefühl, das meine zahlreichen Pausen irgendwie eine Verbesserung mir brachten - ich bog vor dem weltbekannten Brückenbauwerk rechts ab und fuhr auf den mir bekannten Straßen quer durch Striesen über Tolkewitz und Laubegast sowie Leuben nachhause.
Hier bleibt nun nur noch, all den Geistlichen und Anderen zu danken, bei denen ich drinnen oder draußen nächtigen konnte oder wo ich ohne deren Wissen nächtigte - indem ich mir die Arbeit mache, via www.seelenfarben.de eine hoffentlich schöne elektronische Dankeskarte zustellen zu lassen, Internet sei Dank.
Zudem möchte ich nun noch sozusagen die Manöverkritik betreiben, denn all die Mandatsträger/innen zwischen Bremerhaven und Dresden inclusive beider Orte sollen ruhig wissen, wie ihre Verwaltungen und Privatpersonen etc. mit dem Internationalen Elberadweg umgehen....
 Allen danke ich für die Freundlichkeit, meine subjektiven und laienhaften Texte zu lesen und diese nicht abzulehnen - lediglich 2 Personen aus dem BCC-Teil meines Verteilers sagten mir, sie mögen dies nicht und ich möge sie per sofort herausnehmen.
  
Wiederum viele Grüße an Alle von mir :-)


Mail von Markus Suhm vom 15.11.2014

Es wurde unter anderem die Frage gestellt, wie viele Kilometer....
 eigentlich interessieren mich weder Kilometer noch Kilogramm bei so einer Reise als Berichtsmaterial, aber wenn schon von einer Person gefragt wurde, so erhalten doch bitte alle die relevanten, abends zusammengezählten, Daten - allerdings ohne Brille und ohne Lupe, abgeschrieben aus einem speziellen Heftchen mit Kleinschriftangaben und mit der Maßgabe, dass ich selbige noch einmal hier am PC mittels google-map recherchieren möchte...

1) Bremerhaven - Cuxhaven: angeblich 38,4 km / geschlafen im Bremerhavener Bürgerpark nach der Zugankunft  auf einer Bank ca. 4 Stunden und in Cuxhaven dann im Schlosspark unter einem Baum mit Regen ab ca. Mitternacht
 2) Cuxhaven - Geversdorf: ~ 33 km / geschlafen 2x auf einer Bank vor der Kirche bei einem modernen Spielplatz; Katzenverlust eventuell durch anwesende Uhus... jedenfalls fehlt seit der Nacht von SA zu SO meine Katze
 3) Geversdorf - Freiburg an der Elbe: ~ 48 km / geschlafen in meiner Hängematte unter dem Außendach der Fahrradstation (hier entstandenen die Fotografien)
 4) Freiburg an der Elbe - Stade: ~ 3o km / geschlafen auf einer Parkbank im kleinen Park in Sichtweite des Ordnungsamtes
 5) Stade - HH-Altona: ~ 61 km / geschlafen in meiner Hängematte im Parkhaus neben dem Altonaer Ausgang/Eingang des alten Tunnels unter der Elbe und in Sicht- und Hörweite der dortigen Landungsbrücke
 6) HH-Altona über HH-Sasel/Camping Haselknick nach HH-Boberg: ~ 22 km? / geschlafen unter dem dreiseitig mit durchsichtigen Wänden -samt einer Tür natürlich- errichteten Vordach der Mensa/des Speisesaales der dortigen "Behinderten"-Einrichtung Moorweide
 7) HH-Boberg - Geesthacht: ~ 21 km / geschlafen in der Gemeindewohnung, welche mir lieber war als eine Anschrift "1-Zimmer-Wohnung" im sogenannten Dachgeber für ADFC-Radfahrende
 8) Geesthacht - Stiepelse: ~ 46,2 km / geschlafen hinter/neben der Orgel auf dem Fußboden einer kleinen Dorfkirche auf Anraten des Gastwirtes der Räucherkate, angeblich auch der Pastor ....
 9) Stiepelse - Dömitz: ~ 43,3 km / geschlafen im Sozialtrakt der Kirche (wo sogar mein Radgespann in die Kirche hineingeschoben werden sollte und durfte) - auf den Rat des männlichen Parts namens Christian der beiden Besitzenden des sogenannten Scheunencafés hin mit einem Gruß an den Herrn Pastor
 1o) Dömitz - Wahrenberg: ~ 49,6 km / geschlafen im Seminarraum des Elbehofes von Norbert, welcher gleichzeitig die Gastgeberfunktion -der oft in Berlin weilenden wirklichen Gastgeberin laut dem Dachgeber- wahrnahm
 11) Wahrenberg - Rühstädt: ~ 21,8 km / geschlafen in einer besonders tiefen Bushaltestelle auf der dortigen Bank - die Haltestelle ist so tief, dass man bequem eine Rad Länge vom Eingang bis zum Beginn der Bank an Länge hat
 12) Rühstädt - Schönhausen: ~ 54,4 km / geschlafen im Gemeindehaus, abends noch mit einer Einladung zum kleinen Kreis beglückt

13) Schönhausen - Rogätz: ~ 48,4 km / geschlafen im kleinen äußeren Eingangsbereich des dortigen Gemeindehauses neben der gut erleuchteten Kirche ohne irgendeinen menschlichen Kontakt
 14) Rogätz - Magdeburg-Cracau: ~ 38,5 km / geschlafen in der Pfadfindergartenlaube, gleichzeitig anscheinend eine Dachgeberanschrift
 15) Magdeburg-Cracau - Barby: ~ 27 km / geschlafen privat bei dieser herrlichen Familie
 16) Barby - Dessau: ~ 33,5 km / geschlafen unter einem seitlichen hinteren Vordach der Petrusgemeindekirche (wegen dem ängstlichen nikotinsüchtigen Pastor)
 17) Dessau - Coswig/Anhalt: ~ 25,3 km / geschlafen in den Gemeindejugendräumen der evangelischen Kirche über die Straße hinüber
 18) Coswig/Anhalt - Pretzsch: ~ 49 km / geschlafen erst unter dem kleinen Vordach der Turnhalle und dann nach sicherheitshalber erfolgtem Umzug unter dem Unterstelldach für Kinderwägen und Fahrräder des Kindergartens neben der hell angestrahlten Kirche
 19) Pretzsch - Torgau: ~ 34,5 km / geschlafen in den Gasträumen für Kanuleute und Radwandernde/zahlende Gäste des Kanusportclubs
 2o) Torgau - Zschepa: ~ 43,8 km / geschlafen im Zimmer für den Enkel der Eltern der eine Pension für Radtouristen führenden Tochter
 21) Zschepa - Meißen: ~ 37,7 km / geschlafen im Christenlehreraum der Johannesgemeinde
 22) Meißen - Zuhause: unbekannt

Am 28. Februar 2015 bat mich Markus Suhm, nach Geversdorf zu fahren, um an seinem dortigen Schlafplatz an der Oste Halle nach seiner Katze zu suchen und ggfs. ein Foto von der Katze an ihn zu schicken.  Der Wirt der Festhalle hatte Suhm auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass sich eine schwarze Katze mit weißen Pfoten an der Halle aufhalte.
Suhm schreibt mir wörtlich:
„Wäre es bei Ihnen und Ihrer fotografischen Ausrüstung zumutbar, dass Sie sich dorthin begeben, warten und dann angesichts dieser Katze mehrere Fotografien schießen? Von vorn am allerbesten. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich kraft überhaupt keiner vorhandenen Fotografie des Tieres hier bei mir meine Katze wiedererkennen würde!
 Aber ich hoffe so, ausschließen zu können, mir womöglich umsonst eine Zugfahrkarte zu kaufen - um dann in Geversdorf vor Ort feststellen zu müssen, das es doch nicht meine Katze sei ...“
Ich habe ihm den Wunsch erfüllt und bin nach Geversdorf gefahren. Von der Katze habe ich leider nichts gesehen.
Umso erfreuter war ich, als ich ungefähr sechs Wochen später von Markus Suhm die Nachricht erhielt, dass er seine Katze wiederhabe. Der Zeitungsartikel von Joachim Tonn beschreibt die „Familienzusammenführung“.

Zeitungsartikel aus dem Cuxhavener Kurier geschrieben von Joachim Tonn und per Mail am 11.4.2015 an Markus Suhm gesandt

Ab nach Hause! Ausgebüxte Katze aus Dresden hat ihr Herrchen wieder gefunden

CUXHAVEN. Die Mitarbeiter des Tierheimes sind nicht nur für Fundtiere zuständig, die ausgesetzt werden. Nein, sie verhelfen auch unglücklichen Besitzern dazu, ihr verloren gegangenes Tier wieder in die Arme zu schließen. So geschehen mit Katze Linde aus Dresden,  die fünf Monate Urlaub im Cuxland machte. Unser Reporter erlebte das glückliche Wiedersehen.
„Schwarz-weiße Katze mit rotem Geschirr vermisst“. Diese traurige Erfahrung machte Markus Suhm aus Dresden im Oktober vorigen Jahres. Nachdem die hübsche Mieze aus Sachsen wieder gefunden wurde, bezog sie im Cuxhavener Tierheim Quartier. Anfangs war sie sehr scheu und ließ sich nicht einmal anfassen. Wer weiß, was sie in diesen fünf Monaten erlebt hat. Doch bald fasste sie durch die liebevolle Pflege der Mitarbeiter Vertrauen.
Nun war es endlich soweit und ihr Besitzer kam überglücklich mit Bahn und Fahrrad angereist, um seine geliebte Katze in die Arme zu schließen. Würde sie ihn nach so langer Zeit erkennen? „Ich habe mich so gefreut, und ein beruhigendes Gefühl gehabt, dass meine Katze lebt. Mein Nachbar hat doch glatt gesagt, dass ich für das Geld, was die Reise kostet, mir lieber eine neue Katze kaufen soll. Wie kann man ein geliebtes Familienmitglied einfach eintauschen. Das geht doch gar nicht“, sagt der Dresdner entsetzt. „Die Katze ist im Frühjahr 2013 auf einem Bauernhof geboren. Vor einem Jahr habe ich sie mir  von vielen ausgesucht. Sie hat mir besonders gut gefallen, denn sie war die kleinste und komischste von allen.“

Wie gut, dass sie gefüttert wurde, sonst hätte sie den Winter nicht überstanden“, meint Irene Führer. Sie hat weder Kosten noch Mühen gescheut, das Tier einzufangen. „Wir haben sie Linde genannt“, meint sie. „Der Name gefällt mir, ich habe immer nur Katze gesagt. Jetzt heißt sie Katze Linde“, lacht Markus Suhm. „Miau, bin wieder da!“ Aus dem Korb hat der kleine Mauzer den Besitzer erkannt. Im Holzhäuschen auf dem Tierheimgelände (Türen und Fenster zu) darf sie aus dem Körbchen und mit Herrchen ausgiebig kuscheln. Ist das eine Wiedersehensfreude! Ab ins Körbchen und aufs Fahrrad damit. Morgen geht’s wieder nach Dresden. „Sie ist dort keine Stubenkatze. Terrassentür auf, und ab in die Natur. Dann ist sie wieder zu Hause“, freut sich Markus Suhm mit einem großen Dank an das Tierheim.


Mail von Markus Suhm vom 11.4.2015

Liebe sehr geehrte Dame Fotografin Gieseking mit dem schönen grünen Oberteil!
Lieber sehr geehrter Herr Tonn!
 Ich bin nun gut wieder mit "Katze-Linde" in der Heimat Dresden angekommen.
Ihnen alles erdenklich Gute und einen angenehmen, glücklichen Lebensweg!

Mit freundlichen Grüßen aus Dresden:
Ihr Marcus Suhm :-)

Samstag, 30. Januar 2016

Begegnungen 8 * Annika Hoffmann, Simon Easson, ….





„Kannst du mal kommen? Ich habe hier ganz interessante Leute auf dem Hof. Die sind mit Pferd und Wagen gekommen. Ist vielleicht etwas für die Zeitung.“ Hans Heinrich Janßen vom Gehrenhof war am anderen Ende der Leitung. Noch ein paar Rückfragen meinerseits und ich begab mich schon auf den Weg. Die Hippiezeit war lange Geschichte. Bei diesen Menschen schien es sich um ein Grüppchen zu handeln, das einfach noch nicht ganz mitbekommen zu haben schien, dass längst schon eine neue Zeit angebrochen war.
Ich war nicht enttäuscht, als ich Heiner Janßens Gäste sah. Ein alter Zigeunerwagen, längst schon ein Museumsstück, und ein Planwagen waren die rollenden Wohnungen von zwei Familien, deren Wege sich irgendwo bei Oldenburg gekreuzt hatten, und die dann beschlossen, einen Teil ihrer Reise Richtung Norden gemeinsam zurückzulegen. Maria Janßen hatte für alle gekocht und in der Küche wurde munter in den unterschiedlichsten Sprachen geredet. Die Reisenden freuten sich bei dem recht kühlen Regenwetter im Warmen sitzen zu können. Die Wagen fanden über Nacht Platz in der Scheune.

Mein Artikel im Stader Tageblatt vom 14.07.1998

Als Gastgeschenk viele Geschichten im Gepäck
Weltenbummler mit Pferd und Wagen bei Janßen zu Besuch

Ungewöhnlicher Besuch auf dem Gehrenhof des Oederquarter Bürgermeisters Hans-Heinrich Janßen: Am Sonntagnachmittag rollten zwei bunte, von Ponys gezogene Wagen auf den Hof. Fünf Erwachsene, zwei Kleinkinder und zwei Hunde begehrten Quartier für eine Nacht.
Familie Janßen zeigte sich als großzügiger Gastgeber. Die Ponys fanden auf der Hofweide einen Rastplatz nach ihrer 12 Kilometer langen Reise von der Wingst nach Oederquart. Die beiden Wagen wurden wegen des einsetzenden Dauerregens in der Scheune untergebracht. Und dann gab es für die Wanderer auch noch ein kräftiges Abendessen in der Küche der Janßens. Das Gastgeschenk der Wanderer aus Frankreich, Deutschland und Schottland: Ein Einblick in die Geschichte ihrer bisherigen Reise.
Die französische Tierärztin Gudule Pichon und ihr Partner Laurent Cuenot sind vor gut einem Jahr in Les Sables d´ Olonne an der Atlantikküste mit ihrem Wagen aufgebrochen. In fünf Jahren wollen sie über Holland, Deutschland, Skandinavien, Polen, Tschechien, den Balkan, Italien und Spanien fast ganz Europa bereisen. Töchterchen Lola, inzwischen 19 Monate, war zu Beginn der Reise gerade geboren. In Holland überwinterten sie auf einem Bauernhof. Den Lebensunterhalt verdienen sich die Reisenden mit Lichtbildervorträgen oder dem Verkauf von allerlei Handarbeiten aus Leder, Stein oder Holz. Man verständigt sich in der Muttersprache, in Englisch oder mit der vor 110 Jahren entwickelten künstlichen Weltsprache Esperanto. Ein Verzeichnis regionaler Esperantovereinigungen auf ihrem Reiseweg ergibt immer neue Kontakte.
In Hude bei Oldenburg kreuzte sich zufällig ihr Weg mit dem der Familie Wittig aus Oldenburg. Seitdem reisen die beiden Gespanne gemeinsam, bis sich ihre Wege in Schleswig Holstein trennen werden. Annika und Klaus Wittig werden dann mit Sohn Lugh und ihrem schottischen Freund Simon Easson die Westküste ansteuern. Im Gegensatz zu ihren französischen Freunden sind sie nur „Sommeraussteiger“.
Annika Wittig ist Märchenerzählerin und erfreut Kinder wie auch Erwachsene mit eigenen und klassischen Märchen der Welt. Schulen, Mittelaltermärkte oder Ferienzentren bestimmen die Fahrtroute. Ein bunter Zigeunerwagen aus dem Jahre 1922, in England für viel Geld einer Zigeunersippe abgehandelt, sorgt allerorts für Aufsehen. Solange Simon Easson die Familie begleitet, lässt er am Zielort seinen Dudelsack erklingen. Montag statteten die Märchenerzähler der Oederquarter Grundschule einen Besuch ab.







Auch bei dieser Geschichte habe ich versucht herauszubekommen, wie die Lebenswege der Personen weiter verlaufen sind. Google war mir nur eine bedingte Hilfe. Auf Nachfrage bekam ich zur Antwort, dass Simon Easson für mehrere Jahre wegen dubioser Finanzgeschäfte ins Gefängnis musste. Ich bin mir sicher, dass der ebenso wenig „mein“ Simon Easson war, wie ich nicht der Professor Dr. Jörg Petersen bin, der an der Uni Kiel lehrt und zahlreiche Pädagogikbücher veröffentlicht hat.
Etwas vielversprechender scheint mir die Suche nach Annika Wittig zu sein. Über Google bin ich auf die Seite einer Märchenerzählerin im Allgäu gestoßen, die heute Hoffmann heißt. Der Name Wittig ist aber auch noch auf der Seite aufgetaucht. Natürlich habe ich ihr sofort eine Mail geschickt und warte nun gespannt, ob ich eine Antwort bekomme. Die beiden Franzosen haben allem Anschein nach keine Spuren im Netz hinterlassen. Vielleicht kann Annika Hoffmann noch etwas Licht ins Dunkel bringen.

Am 28. Januar 2016 schrieb ich an Annika Hoffmann:

Hallo Annika Hoffmann,
ich denke, dass du die gleiche Geschichtenerzählerin bist, der ich 1998 auf dem Hof von Heiner Janßen begegnet bin. Du hattest einen Auftritt in der Grundschule Oederquart bei meiner Frau Ulla. Ich erfuhr von euch durch einen Anruf von Heiner, weil er wusste, dass ich als freier Mitarbeiter für das Stader Tageblatt arbeitete. Ich habe dann mit euch in Heiner und Marias Küche zusammengesessen und einen Bericht verfasst, den ihr vielleicht nie gelesen habt, weil ihr dann ja weiter nach Holstein gezogen seid.
Als Lehrer habe ich das Geschichtenerzählen als ein sehr ausdrucksstarkes und wirkungsvolles Mittel im Unterricht eingesetzt. Ehemalige SchülerInnen, denen ich freundschaftlich verbunden bin, animierten mich, doch einige meiner Geschichten aufzuschreiben. Das habe ich dann auch gemacht. Es gibt einen Blog von mir, den ich sinnigerweise Schreibblock genannt habe. Einen Teil der Geschichten habe ich in einem Buch verarbeitet, das ich aber nicht verlegt habe. Ich lasse je nach Nachfrage immer 20 Exemplare von einer Online Druckerei nachdrucken.
Meine "Fangemeinde" fragt immer nach einem 2. Band. Es gibt tatsächlich schon einige Geschichten, ca. 100 Seiten A4. In dem neuen Band soll es einen Geschichtenblock mit dem Titel "Begegnungen" geben. Zwei Kostproben gibt es bereits auf
petersenjoerg.blogspot.de In diesen Geschichten berichte ich von Menschen, denen ich meistens in meiner Funktion als freier Journalist begegnet bin. Wenn möglich versuche ich etwas über das Leben dieser Menschen heute herauszufinden und füge das in meine Geschichte ein.
Den Stopp der Reisenden in ihren Wagen auf dem Gehrenhof in Oederquart (kurz vor der Elbfähre Wischhafen - Glückstadt) möchte ich mit in die Begegnungen aufnehmen.
Ich würde mich freuen, wenn du dich melden würdest und eventuell noch etwas zur weiteren Geschichte deiner ehemaligen Reisgefährten schreiben könntest.
Wenn du auf Nordtour bist, können wir gerne einmal an einen Auftritt im Historischen Kornspeicher Freiburg reden. Der Speicher ist seit 2 Jahren ein soziokulturelles Zentrum. Zusammen mit Freunden habe ich den Speicher vor 12 Jahren vor dem Abriss bewahrt und dann 10 Jahre für die Sanierung gekämpft und gearbeitet. Nun ist er fertig und unsere neue Arbeit besteht darin, Menschen zu schönen Anlässen in diesem wunderschönen Haus zusammenzubringen.
kornspeicher-freiburg.de
Vielleicht hast du ein wenig Zeit, dich mit meinem Anliegen zu befassen.
Herzliche Grüße von der Unterelbe

Nur einen Tag später erreichte mich diese Mail:
Hallo Jörg Petersen,
ich freue mich über Deine Nachricht.
An die Grundschule in Oederquart erinnere ich mich und das Übersetzen nach Glückstadt auch… es war ein doppelter Regenbogen am Himmel und wir haben in Glückstadt erfahren, dass unser zweites Kind unterwegs war. Großes Glück. Unsere Tochter Lovis Maria ist inzwischen 16.
Ich habe viele Jahre im Frühjahr eine Tournee durch den Norden gemacht, da würde ich gerne in Eurem Kornspeicher Geschichten erzählen, vielleicht im Mai/Juni 2017.
Leider weiss ich von Gudule und Laurent nicht mehr so viel. Sie haben mit ihrer Stute Camille und ihrem Wagen und ihrer Tochter Lola (die jetzt 19 ist, wie unser Sohn Lugh) und dem Hund Pacrette (Gänseblümchen) Europa umrundet.
Über unseren Stopp auf dem Gehrenhof freue ich mich zu lesen!
Herzliche Grüße aus dem Allgäu
Annika Hofmann

Annika Hofmann
Märchen & Geschichtenerzählerin