Sally Perell – „Ich war der Hitlerjunge Salomon“
Geschichtsunterricht mit
Zeitzeugen
Sally Perell war Gast der Oberschule Nordkehdingen im
Kornspeicher Freiburg
Mein Artikel im Stader Tageblatt vom 30. Juni 2014:
Sally Perel,
Autor des autobiographischen Bestsellers „Ich war der Hitlerjunge Salomon“, las
vor 160 Schülerinnen und Schülern der Oberschule Nordkehdingen im Freiburger Kornspeicher. Was als Lesung angekündigt war, erwies sich
sehr schnell als eine atemraubende Erzählung
aus dem Leben des Holocaust Überlebenden. Von der ersten Minute zog er die
Schülerinnen und Schüler in seinen Bann. Mucksmäuschenstill folgten die Mädchen und Jungen fast zwei
Stunden dem ergreifenden Vortrag des
89jährigen Autors aus Israel.
Perel, 1925 im niedersächsischen Peine geboren, hat den Nationalsozialismus überlebt, weil er über
die gesamte Kriegszeit erfolgreich seine jüdische Abstammung verheimlichen
konnte. Im sowjetisch besetzten Teil
Ostpolens wird ein kinderloser Deutscher Offizier auf den vermeintlichen „Volksdeutschen“
Waisenjungen aufmerksam. Er will den klugen Jungen, der die Einheit schon seit
Monaten als Dolmetscher begleitete, adoptieren. Vorher soll Josef, so nannte
sich Perel seit er beim Deutschen Militär war, einen Schulabschluss erwerben
und wird nach Braunschweig ausgerechnet an eine HJ-Schule gebracht. Als Schüler
dieser Schule und dann auch als Hitlerjunge ist er dem ständigen Einfluss
nationalsozialistischer Ideologie ausgesetzt. Zwei Identitäten, die gegensätzlicher kaum sein
können, und noch dazu die ständige Angst vor Enttarnung, belasten den Jungen bis
an die Grenzen des Erträglichen. Nach Kriegsende geht Sally Perel nach Israel. Über
40 Jahre schweigt er über seine traumatischen Erlebnisse bis er 1990 seine
Geschichte aufschreibt und veröffentlicht. Sein Buch erscheint in Deutschland
im Jahre 1992. Seitdem begibt Sally Perel sich mehrmals im Jahr auf Lesereisen
durch Deutschland. Zum Abschluss seiner
Vorträge vor Schülern erteilt er ihnen stets den Auftrag:
„Tragt weiter, was
ihr heute gelernt habt und sorgt dafür, dass sich dieser Teil der Geschichte
nie wiederholt!“
Lese Tipp:
„Ich war Hitlerjunge Salomon“
Taschenbuch, Broschur, 240 Seiten
ISBN: 978-3-453-06512-3
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-06512-3
Verlag: Heyne
Bevor ich mit Sally Perell im
Kornspeicher zusammentraf, war ich ihm bereits zwei Male begegnet. Das erste
Mal in der Verfilmung seiner Lebensgeschichte als Hitlerjunge Salomon. Ich
hatte den Film eher zufällig im Fernsehen gesehen, ohne dass ich irgendwie
vorher informiert war. Die Geschichte und die Verfilmung hatten mich sehr
ergriffen und ich recherchierte im Internet, um mehr über den Film zu erfahren. Bei meiner Suche stieß
ich sofort auf den Autor Sally Perell , der, was ich bis dahin noch nicht
wusste, mit seinem autobiographischen Buch „Ich war der Hitlerjunge Salomon“
die Vorlage zum Drehbuch des Filmes geliefert hatte.
Ich besorgte mir umgehend das Buch.
Obwohl ich die Geschichte bereits durch den Film kannte, habe ich das Buch
förmlich verschlungen. Was hatte dieser Junge nur durchgemacht! Immer musste er
in der Angst vor der Entdeckung seiner wahren Identität leben. Oftmals musste
ich trotz meines Wissens um den glücklichen Ausgang der Geschichte den Atem
beim Lesen anhalten, weil der Junge unmittelbar vor seiner Enttarnung stand.
Sally Perells ergreifende Geschichte habe ich in der Folgezeit mehrfach im
Geschichtsunterricht eingesetzt. Mit Freude konnte ich beobachten, dass die
Jugendlichen meine Betroffenheit teilten und ich gehe stark davon aus, dass
ihnen die Geschichte des Jungen Salomon den Zugang zu dem schwierigen und
hässlichen Kapitel der deutschen Geschichte erleichtert hat.
Dass ich Sally Perell persönlich
begegnen durfte, war für mich eine ganz besondere Freude. Ich wünsche ihm, dass
er trotz seines hohen Alters noch möglichst lange auf Lese- oder besser
Erzähltour gehen kann.
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