Donnerstag, 4. Februar 2016

Begegnungen 9 * Sally Perell - "Ich war der Hitlerjunge Salomon"



  Sally Perell – „Ich war der Hitlerjunge Salomon“





Geschichtsunterricht mit Zeitzeugen
Sally Perell war Gast der Oberschule Nordkehdingen im Kornspeicher Freiburg

Mein Artikel im Stader Tageblatt vom  30. Juni 2014:
Sally Perel, Autor des autobiographischen Bestsellers „Ich war der Hitlerjunge Salomon“, las vor 160 Schülerinnen und Schülern der Oberschule Nordkehdingen  im Freiburger Kornspeicher.  Was als Lesung angekündigt war, erwies sich sehr schnell als eine atemraubende  Erzählung aus dem Leben des Holocaust Überlebenden. Von der ersten Minute zog er die Schülerinnen und Schüler in seinen Bann. Mucksmäuschenstill  folgten die Mädchen und Jungen fast zwei Stunden dem  ergreifenden Vortrag des 89jährigen Autors aus Israel. 
Perel, 1925 im niedersächsischen Peine geboren, hat  den Nationalsozialismus überlebt, weil er über die gesamte Kriegszeit erfolgreich seine jüdische Abstammung verheimlichen konnte.  Im sowjetisch besetzten Teil Ostpolens wird ein kinderloser Deutscher Offizier auf den vermeintlichen „Volksdeutschen“ Waisenjungen aufmerksam. Er will den klugen Jungen, der die Einheit schon seit Monaten als Dolmetscher begleitete, adoptieren. Vorher soll Josef, so nannte sich Perel seit er beim Deutschen Militär war, einen Schulabschluss erwerben und wird nach Braunschweig ausgerechnet an eine HJ-Schule gebracht. Als Schüler dieser Schule und dann auch als Hitlerjunge ist er dem ständigen Einfluss nationalsozialistischer Ideologie ausgesetzt. Zwei  Identitäten, die gegensätzlicher kaum sein können,  und noch dazu die ständige  Angst vor Enttarnung, belasten den Jungen bis an die Grenzen des Erträglichen. Nach Kriegsende geht Sally Perel nach Israel. Über 40 Jahre schweigt er über seine traumatischen Erlebnisse bis er 1990 seine Geschichte aufschreibt und veröffentlicht. Sein Buch erscheint in Deutschland im Jahre 1992. Seitdem begibt Sally Perel sich mehrmals im Jahr auf Lesereisen durch Deutschland.  Zum Abschluss seiner Vorträge vor Schülern erteilt er ihnen stets den Auftrag:

 „Tragt weiter, was ihr heute gelernt habt und sorgt dafür, dass sich dieser Teil der Geschichte nie wiederholt!“ 



Lese Tipp:
„Ich war Hitlerjunge Salomon“
Taschenbuch, Broschur, 240 Seiten
ISBN: 978-3-453-06512-3
Verlag:
Heyne 

Bevor ich mit Sally Perell im Kornspeicher zusammentraf, war ich ihm bereits zwei Male begegnet. Das erste Mal in der Verfilmung seiner Lebensgeschichte als Hitlerjunge Salomon. Ich hatte den Film eher zufällig im Fernsehen gesehen, ohne dass ich irgendwie vorher informiert war. Die Geschichte und die Verfilmung hatten mich sehr ergriffen und ich recherchierte im Internet, um mehr über  den Film zu erfahren. Bei meiner Suche stieß ich sofort auf den Autor Sally Perell , der, was ich bis dahin noch nicht wusste, mit seinem autobiographischen Buch „Ich war der Hitlerjunge Salomon“ die Vorlage zum Drehbuch des Filmes geliefert hatte.
Ich besorgte mir umgehend das Buch. Obwohl ich die Geschichte bereits durch den Film kannte, habe ich das Buch förmlich verschlungen. Was hatte dieser Junge nur durchgemacht! Immer musste er in der Angst vor der Entdeckung seiner wahren Identität leben. Oftmals musste ich trotz meines Wissens um den glücklichen Ausgang der Geschichte den Atem beim Lesen anhalten, weil der Junge unmittelbar vor seiner Enttarnung stand. Sally Perells ergreifende Geschichte habe ich in der Folgezeit mehrfach im Geschichtsunterricht eingesetzt. Mit Freude konnte ich beobachten, dass die Jugendlichen meine Betroffenheit teilten und ich gehe stark davon aus, dass ihnen die Geschichte des Jungen Salomon den Zugang zu dem schwierigen und hässlichen Kapitel der deutschen Geschichte erleichtert hat.
Dass ich Sally Perell persönlich begegnen durfte, war für mich eine ganz besondere Freude. Ich wünsche ihm, dass er trotz seines hohen Alters noch möglichst lange auf Lese- oder besser Erzähltour gehen kann.

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