Freitag, 18. April 2014

Gute und schlechte Nachrichten



Zahnschmerzen kommen immer ungelegen. Bei mir kommen sie zusätzlich immer dann, wenn gerade kein Zahnarzt erreichbar ist, nachts oder an Feiertagen. Erschwerende Umstände herrschen, wenn man nicht auf den heimischen Dentisten zurückgreifen kann oder sich gerade im Ausland befindet.
All das, also den „worse case“ in Sachen Zahnproblemen, habe ich während eines Campingurlaubes an der Jammerbucht im nördlichsten Zipfel Jütlands erlebt. In der Nacht von Freitag auf Sonnabend macht sich der Zahn bemerkbar. Er lässt sich für die Nacht noch mit einfachen Schmerzmitteln betäuben. Trügerisch die Hoffnung, dass sich vielleicht alles  von alleine regelt, dass der Schmerz am nächsten Morgen verschwunden sein wird.
Nichts war verschwunden. Ganz im Gegenteil, nicht einmal mehr an Frühstück war zu denken. Die Erhöhung der Schmerzmitteldosis führt zwar zu mäßiger Linderung bis zur Mittagszeit verursachte aber auch  Übelkeit. Es führte kein Weg mehr an einer Zahnarztpraxis vorbei.
Wo gibt es die nächste Praxis?
Der nächste Ort heißt Fjerritslev. Hier arbeitet der Zahnarzt erst wieder am Montag. Nach Auskunft von Passanten sollten wir es doch noch einmal in Brovst versuchen. Da, 15 Kilometer entfernt, sollte es noch einen Zahnarzt geben. Wir fanden die Praxis und ein Schild mit dem Hinweis, dass Zahnärzte in Ålborg und Løgstør Notdienst hätten. Wir entschieden uns für Løgstør, weil es näher an unserem Campingplatz lag.
In dem kleinen Städtchen am Limfjord war die Praxis schnell gefunden und sie hatte tatsächlich Bereitschaft. Die Sprechstundenhilfe erkannte mit ihrem routinierten Blick sofort, dass sie einen Schmerzpatienten vor sich hatte.
„Wait a minute, I´ll call the doctor!“
Der Doktor war eine Doktorin, sehr freundlich und nicht unattraktiv. Außerdem sprach sie Deutsch. Nach einer ersten Untersuchung und Klopftest mit Schmerzensschrei von mir sagte sie:
„Ich muss mich machen eine Bild von Ihre Zahn.“
Das hat sie dann auch gemacht. Es gab ein Röntgenbild, das sie ausgiebig gegen das Fensterlicht haltend begutachtete. Die Diagnose war eindeutig:
„Ich habe ein gude und ein slegte Nachricht für Ihnen, Pedersen.
Den gude Nachricht: Wir haben eine gude Bild von deine Zahn! Und nun die slegde Nachricht, Pedersen. Ich glaub, ein Stück von Sie muss in Denmark bleiben.“

Und so war es dann auch. Der Wundschmerz war nichts im Vergleich zu den zuvor erlittenen Schmerzen. Meine ohnehin schon große Zuneigung für unser nördliches Nachbarland hat noch einmal eine Steigerung erfahren, nun, wo ein Stück von mir für alle Zeiten schon da ist, wenn ich den Fuß über die Deutsch-Dänische Grenze setze.

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