Dienstag, 11. Februar 2014

Die scharfe 8




 Diese Geschichte habe ich meiner Schwester Regine geschrieben, als sie drei Wochen in einer Reha Klinik verbringen musste. Ich hoffte sie ein wenig von ihrer Trübsal ablenken zu können.

Die „Scharfe 8“ oder mein jüngstes Verhältnis



Für meine Schwester Regine (die Liebe)

Na, meine Kleine, Schonzeit ist um und voller Stundenplan, oder? Ich wünsche dir, dass du zu etwas Ruhe kommst und aufgetankt zurückkehrst.
 Während du von Anwendung zu Anwendung hastest, kämpfe ich mit der scharfen 8, mit meinen Erinnerungen an meinen letzten Besuch bei dir.

Zuletzt heute Morgen.
Ich wollte es nicht und doch: Es war wieder die verflixte und geliebte scharfe 8, die mich an dich erinnerte. Warum muss sie es sein und nicht dein schönes Bild mit den Regenschirmen in meinem Flur?
Eine Ziffer, gegen die ich wahrlich nichts habe. Ganz im Gegenteil, die 8 ist eine der schöneren Zahlen. Gegen die 7 hatte ich immer etwas.
Susanne, unsere Putzhilfe, hat es sofort bemerkt, wie schon in der vergangenen Woche.
Sie kommt rein: Is sie noch hier oder hast du schon wieder?
Sie is noch hier, und ich hab´ auch wieder.
Wieso fragst du?
Hab ich gleich gemerkt, als ich reinkam. Scharfe 7 oder 8.
Scharfe 8!
Sie hat sich also diesen herrlichen, wundersamen Namen gemerkt.
Ulla hat Heuschnupfen, das lenkt ab, auch von meinem kleinen Geheimnis, das für Susanne schon längst keines mehr ist.
Trotzdem, es muss eine Lösung her, lange kann es so nicht mehr gut gehen. Die scharfe 8, meine Bekanntschaft vom Schlump, beginnt zum Problem zu werden.
Ich habe mich meiner Schwägerin und Freundin Andrea in Nürnberg anvertraut. Sie hat Verständnis, hatte auch schon einmal etwas mit einem Ascheberger (was Tom nicht so behagte). Ich hatte damals auch noch den Kontakt hergestellt.
So etwas verbindet.
Andrea: Du musst sie loswerden und zwar schnell (scharfe 8) oder es wird dir ewig anhaften. Ulla wird´s merken, du weißt ja, die feine Hilker Nase.
Leichter gesagt als getan!
Abschied auf Raten?!
Nur eine bedingte Lösung. Wenn jetzt keine Ferien kämen, hätte ich das Problem wohl in zwei Tagen gelöst. Wenn Ulla morgens aber nicht aus dem Haus geht wird mein Kontakt zu ihr (der 8, der scharfen) wohl gegen Null gehen. Das macht die Angelegenheit nur pikanter.

Nora ruft an, fragt, ob es zu früh sei?
Es ist kurz vor 9 Uhr.
Nein sage ich, meine Bekanntschaft vom Schlump hält mich schon seit einiger Zeit auf Trab.
Sie schweigt, wollte eigentlich einen Termin mit mir absprechen.
Kannst du schweigen? frag ich.
Ähm, ja.
Und dann hab´ ich es ihr alles erzählt, wie wir uns begegnet sind, auf dem Wochenmarkt am Schlump. Wie sich die Geschichte in der letzten Woche entwickelt hat und warum Geheimnistuerei irgendwann nicht mehr möglich ist und was du damit zu tun hast.
Sie lacht über mein Problem. Frau!

Der Müllwagen fährt mit gelbem Blinklicht vor. Entsorgen?
Auf was für Gedanken man in Krisensituationen kommt. Entsorgen? Nach dieser herrlichen, gemeinsamen - wenn auch heimlichen - Woche.
Ich mache mir Sorgen, sie (die scharfe 8) wird täglich weniger. Auch bei mir hinterlässt die Beziehung Spuren. Leider werde ich nicht weniger. Ganz im Gegenteil.
Ich sage nur 40%!

Ich habe mich entschieden, gleich, wenn Susanne das Haus verlassen hat, werde ich noch eine letzte, sehr intensive Begegnung mit ihr herbeiführen. Ich werde sie einfach so vernaschen, meine Freundin vom Schlump, und das soll dann auch das Ende unseres Verhältnisses sein.
 
Schwarzbrot, Butter und dick geschnitten darauf die "Scharfe 8". Dazu die Terrassentür auf und eine schöne, frischgebrühte Tasse Kaffee dazu.
Was kann es Schöneres geben, in unserem Leben ...
Nachsatz:
Fast nichts ist ausgedacht! Es gibt sie wirklich, die „Scharfe 8“. Ich habe sie am Schlump getroffen, mehrfach versiegelt nach Freiburg überführt und portionsweise vernascht. Es ist der köstlichste Tilsiter, dem ich in meinem langen, käsebewegten Leben begegnet bin. Gebt unter GOOGLE einfach nur Scharfe 8 ein und ihr erfahrt mehr über meine Freundin mit dem markanten, scharfen Geruch. Besser noch: Einfach mal mit 100 g versuchen. Ihr werdet euer blaues Wunder erleben. Der Postbote gibt die Post beim Nachbarn ab, der Nachbar lüftet nur noch über die Fenster, die nicht zu euch zeigen. Überraschungsbesuchern fällt plötzlich ein, dass bei ihnen zu Hause die Herdplatte noch an ist, und, wer gerade seinen Schnupfen hinter sich hat, wünscht sich noch einen kurzen Rückfall mit heftig verstopfter Nase.
Und, wenn eure MitbewohnerInnen eure Leidenschaft für diesen Käse nicht teilen, ist eine Beziehung zur „Scharfen 8“ mindestens so belastend wie ein Verhältnis der ganz gewöhnlichen Art!

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