Mittwoch, 25. März 2020

Corona, Corona un nix as Corona

Nix, oober gornix is so as dat mool fröher weer. Soon oosigen lütten Virus, Corona heet dat, hett de Wölt, Dütschland un mien Dörp Freiborch fest in Grip. Farlich is dat Öös, kanns em nich sehen un wenn du em föhlen deist, is all tau loot. Dann büst krank un, wenn´t  ganz schlimm kummen dee, kanns dien Testament mooken - wenn du denn noch de Tied dorför finnst. 
Uns Politiker sünd all siet Weeken in höchste Alaambereitschaft. Jümmer mehr Lüe, ook hier in Landkreis hebt sick dat Coronavirus infangt un, wat veel slimmer is, ohne dat se dat wüss, verdeelt se em rund üm sick tau.  Nu is dat so wiet: De Kinner möt nicht meehr no School hin, Kita is dicht, no Stoots in Oederquart kanns ook nich mehr un ennig een Geschäft dröff nich mehr verkööpen.

Wat mookt bloots de Lüe, de Oobend för Oobend bi Harpain sit, ´n  Beer drinkt un in een dichte Wulk vun Tabakqualm klooge Ideen hebt, wo man mit all de Krisen vun düsse Wölt ümgeihen schall. Dor kanns wat hörn, oober dat is dann noch mool´n  anner Geschicht.  Wat förn`n  Akkewas!!!  Soziale Kontakte meiden?
Jo, wo verstoh ick dat denn?  Assoziale Kontakte dröff ick woohl noch, hebb de oober nich. 
Afstand holen, kann ick novolltrekken, dat Virus kummt jo ut Muul vun dien gegenöber.  Wo mook ick dat denn mit Waltraud Abbenseth, de mi meist bie´t Vertellen vun de negesten Norichten ut Dörp binoh in mien Ohr rinkrabbelt? 
Verstooht de dat richtich, wenn ick eer´n  Hinwies geeven do, op Diskretschionsafstand? Dor bün ick nu schoon bang, dat se mii noch dichter op´n Pelz rücken ward, wielddat se mi nich richtich verstoohn hett. Se hett dat joo mit de Ohrn, hört jo keen Piep un keen Papp.
Waltraud, so geiht dat nich! Oober solang se dat Virus nich hett, kann se mi dat ook nich in´t  Ohr puusten. Also dat Virusöös.
Is doch jümmer de bange Frooch, Waltraud, hest du dat Virus oder hest du dat nich? Wenn ick eehr froogen dee, secht se bestimmt, dat se keen Corona nich hett. Oober ohne Test kann se dat doch gornich weeten. Un no ergendwelke Symptome von den Virus kanns doch ook nich in de Reech vör de Kass froogen. Bi Waltraud möt ick so luut bölken, dat de Lütte Sylvia an de anner Kass an Achterutgang vun EDEKA sick verjoocht, wenn sie mi froogen hört, ob se Dünnpfiff oder Husten un Fieber hett. See, also nich Silvia, ick meen jo Waltraud.
Een Gedanke weer dat schon, dat ick eehr verkloor, dat se Afstand holln möt, wiel se tau de Risikogrupp hört. Se - un ick ook.  Tauminst een gooden Grund för een düchtigen Afstand. Ick meen dat Risiko för mie!
Un Waltraud? Wenn de keen Risiko is. Ook all´n poor Dooch öber 70 un de schnackt so veel, ook bannich veel dumm Tüch, jo, wenn dat keen Risiko is, wat denn?
Ick war eehr woll doch leever üm lütten Infektschionsafstand bitten, so rein profilaktisch will ick eehr mien Ansinnen verkloorn.

Eedeka! Man goot, dat wie den Looden noch hebbt. Annerswo gift dat schoon lang keen Looden mehr, in denn man sick´n Virus infangen kann. Dat is noch schlimmer as de Angst, dat du vörn in Looden geihst, ohne Virus, un kummst du achtern weller rut kanns man batz in Karanteen goohn. Also, tau eeten dröff wi jo jümmer noch inkööpen. Aptheek ook. Door dröf siet Sünnoobend nur noch twee Lüe tau sölbige Tied rin. De anner mööt buten op de Stroot töwen. Lütt beeten as fröher in de DDR.  Ick wüss dat jo noch nich, kumm dor hin, un keen steiht door? Waltraud! Watt´n Glück, hebb mie doch mool freut, düsse olle Schnabbeltante tau seen. De weet jümmer allns, wat in Dörp so löpt.

„Na Waltraud, gift wat för lau hier oder worüm steiht ji all buten?“ Statt tau antern, froocht se mie: „Oook´n büschen krank? Corona?“
De annern, twee Froonslüe ut Scheepdachhusen, un de Kuusentrekker vun Diek vergröttert batz eehrn Coronaafstand. Nur de Vadder vun de seuten Kinner ut Syrien blivt stoohn. Kann ween, dat he doov op de Ohrn is oder, glöv ick eher, he verstooht dat dütsche Wör Corona nich. Givt jo ook noch nich so lang.
Un dann seh ick ook dat Schild: „CORONA Schutz, nicht mehr als zwei Personen zur gleichen Zeit eintreten!“ Ook scheun, nu bruuk ick Waltraud nich mehr tau bemöten mit mien Frooch.  Hebb de Antwoort jo sülbig funnen.

Hüt is Moondach. Ick passeer de Apthek. Een fixn Blick rin in Looden. Keen een binn! Ne, nich dat ji nu denkt, dat ick een vun de unvernünftigen Hamsters op twee Been bin. Nee, dat jo nu nich. Oober wenn dor jüst nüms nich in Looden is? Viellicht doch mool furts rinkieken? Neesdroppen köpen? So as Vorrat, nur so´n ganz lütt beeten. Kannst jo nich weeten. Wenn de Infektschionskurve  wieter no booben klettert un all Coronapatienten miene Neesdroppen wüllt? Quatsch sech ick tau mie stünn oober schon vörn Tresen inne Apthek. Nu geev dat nich mehr veel tau öberlegen.
„Hebbt se Snuuvdooken ut Papier?“ fallt mie grood noch in. „Daut mie Leed, sünd all lang uut. Viellicht bi EDEKA. Versöcht se dat mool dor. Hüt Morn weern dor noch´n  ganzen Barch von Tempo. Hebb ick mie dor ook köft.“
Ick dann rööber no Edeka. Ick har jo ´n lang´n Zettel. Dat is nämlig so, dat wie wegen dat Risiko vun Corona versöcht nur noch jeden tweeten oder drütten Dach intauköpen. Mit hamstern as süks hett dat nix tau doon. Wi sind nich de klassischen Hamster, nee, wie sünd goor keen Hamster. Wieldat wie oober so tau seggen ööber Nacht tau een Hamsternation woorn sünd, rächt sick dat, wenn du nich mitmookst. Hüt geev dat tauminst mool weller Mehl in´t Regol. Een Kilo schall ick mitbringen. Brukt wie för Soßen taun andicken un öbermorn wüllt wie Appelpannkoken eeten. Dorför brukst du schon mool Mehl. Wat heb ick mi freut op den Appelpankoken, hier noch in EDEKA! 
Brot weer ut, steiht dor oober all weller in Gitterwoogen. Töft nur dorop, utpackt un insorteert tau warn. Lokuspapeer schall ick mitbringen. Steiht nu all siet twee Weeken jedet mool op´n Zettel. Jedet Mool! Un jedet Mool nix in´t  Regool. Un nu weller. Ulla hett noch secht: „Ganz wichtig, denk an Klopapier. Wi hebbt nur noch twee Rullen!“ Und, watt schall ick jau vertelln? Dat Regool is all weller lerich as´n ümstöt Woteremel. 
Süht ganz so ut, as weer nu, kort no denn nationalen Notstand de ganz private Notstand vun de Petersens vun Eschenhoff utbrooken is.  Man, man! Dor kummst du doch in`t Grübeln ööber hamstern. 
Hebbt wi wat falsch mookt? Ick meen mit dat Hamstern vun Lokuspapeer? 
Twee Rulln geiht fix tauenn!   Viellicht kann ick wat ööber Internet köpen? E-bay viellicht, neuwertig, Sofortkauf? 
Ick kum no de Kass!  Dor hebt se nu Striepen op denn Grund backt. Denk mool, dat du jümmer mit di un dien Woogen achter soon Striep stoohn schallst. Mookt schon Sinn in de Kris. Dat Virus as solket fallt nämlich doohl op´n Böön, wenn dat so bi een Meter rut ut dien Muul düst is. So heb ick dat tauminst verstoohn.
Also, ick steih dor un bin schon eenmool vörrückt un denn erkenn ick keen hier jüst vör mi steiht. Waltraud!
Se hett mi noch nich seehn. Mookt nix.  Vun achtern kumt Eva mit ehrn Woogen. Wi schnackt geern mool bien Inköpen. Un wie lacht ook geern mool. Ohne mie wat dorbie tau denken, frooch ick eehr, un ick swoer, dat weer as´n Jook meent: 
„Na Eva, hüt goornich an´t hamstern?“
Un denn antert se mit ernsten Blick:
„Ne, hüt nich, Lokuspapier is jo uut. Is ook goot so. Mien ganzen Huswirtschaftsruum is vullstopped mit Lokuspapeer. Willem wüsst dat nich, also mit all dat Lokuspapeer bi uns in´t Huus. He meen dat nur goot un hett an Fredach vun Aldi in Cuxhoben 8 Pack mitbröcht. De licht nu in`t Kinnerzimmer. Brukt wie jo nich mehr. Ick meen dat Kinerzimmer.“
Waltraud dreiht sick üm. „Moin tohoop!“
„Moin Waltraud.“
Un ick denn tau Eva: „Ick wull ook noch Lokuspapeer holen, wi harn nur twee Rulln in´t Huus. Un nu is dat all weller allns utverköfft!“
Se antert mit groote Oogen: „Nur twee Rulln? Wat hebt ji denn mookt all de letzten Weeken? Weet doch jeden een, dat man bi Corona oder so Lokuspapeer brukt. Annerwies sühst jo, wat passeert. Nur noch twee Rulln? Wie wüllt ji denn de Coronakris öberstoohn?“
 Jo, wo ward dat allns noch enn´?
Waltraud dreiht sick üm.
„Ick hebb all siet eene Week keen Lokuspapeer.“
Hört doch woll beeter as ick dacht hebb, de Olsch.
„Un, watt mookst du?“
Se wiest in eehrn Woogen. „Bild.“
Dor liggen dree Exemplare vun Bild. All vun hüt. „Waltraud du nimmst „Bild“ as Lokuspapier? Schniedst in lüütge Stücken? So as fröher?“
 „Jo. Ick hebb dor keen Problem mit. Wie harrn noch veele, veele Johr Zeitungspapier op ussen Padermang. Du hest´n Problem mit diene twee Rulln. Dor weet ick nix vun. Corona hin, Corona her. Dat dat hier in Edeka keen Klopapeer gift dat is keen Problem för mi.“
„Un worümm hest du dree Zeitungen köfft?“
 „Tschä, sühst jo wohin dat führt. Allns wat ick nich tweeschnippel kummt op´n Hümpel.“
„Und dann?“
„Dat warst du schon wies, wenn dat plötzlich ook keen „Bild“ mehr gift, wegen de Hamstermentalität vun de Lüe.“
„Na Waltraut,“ seggt de Deern an de Kass, „schall ick di morn dree Mool „Bild“ trüchleggen?“
Oh,oh, wo leevt wi bloot. Nu ward ook schon de Bildzeitung hamstert.

Coronatieden sünd schon ergendwie verrückte Tieden. De Not bringt uus all weller tohoop. Wie deelt dat Leed un de Freud. Buten op de Stroot blank mien Auto töft Eva. „Du,“ seggt se, „wenn dat mit de twee Rulln tauenn gohn is, loot de Finger vun de Bildzeitung. Du weetst jo wo du mi finnst. Een Packen Lokuspapeer künnt wi wohl entbeehrn.“

Tohuus hebb ick dann vertellt, dat dat Lokuspapeer uut weer as schon all de letzten Dach. 
„Un nu? Wat mook wi nu?“
„Nu köfft wi „Bild“ und wenn di dat nich gefallt, geiht wie no Eva un Willem.“
„Op Lokus?“
„Nee, nee. Oober dat sünd so welke?“
„Wat för welke?“ 
 „Du sühst dat nich op´n erstn Blick, hebbt jo ook keen dicke Backen.
 Oober de sünd Hamsters!“

Samstag, 21. März 2020

Oder sehe ich vielleicht zu schwarz?




Oh, oh, oh Herr Phillippsen, da haben Sie sich aber mal richtig Luft gemacht und nun komme ich noch mit meinen Anmerkungen!
Herr Philippsen, Sie müssen jetzt ganz, ganz stark sein! Sie fragen, ob sie denn zu schwarz sehen. Ich meine ja, meine sogar dunkelschwarz.
Lassen Sie mich erklären! Schon mal von selektiver Wahrnehmung gehört? Mir scheint, dass Sie ihr zum Opfer geworden sind. Selektive Wahrnehmung? Dass Sie nun auch noch ihren Keller oder Schuppen abschließen sollen, bestätigt doch endgültig, dass Sie ständig von subversiven, kriminellen Elementen umgeben sind, unter vagabundierenden Einbrechern leiden und, und, …
Nun mal wieder runterkommen und ganz ehrlich, werde ich auch gleich sein. Also ehrlich. Weil ja immer alles schlimmer wird, möchte ich Sie zu ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit Kriminalität in den letzten 10 Jahren befragen. Ich höre zwischen den Zeilen, dass es vorher ja noch erträglicher war. Und nun zu meinen Fragen, aber wirklich ehrlich antworten! Versprochen?!

Wie oft wurden Sie seit dem 24.2.2010
  • ·         Von subversiven, kriminellen Elementen ausgeplündert?
  • ·         Von Einbrechern besucht?
  • ·         Von Banden besucht, die Ihr Auto mitgenommen haben?
  • ·         Mit dem Enkeltrick oder Ähnlichem hereingelegt?
  • ·         Im Park von Drogendealern angehauen?
Ach so, Herr Philippsen, bevor ich Ihnen von meiner ganz persönlichen Kriminalstatistik berichten werde, noch ein kleiner Tipp zu vorbeugenden Maßnahmen. Höre ich doch heraus, dass Sie kein Freund von Vorsichtsmaßnahmen sind.
Oh, oh, oh, lassen Sie das nicht ihre Versicherung lesen. Die wird sich sicher freuen, wenn bei Ihnen ein Schadensfall eintritt. Unverschlossene Türen werden von Ihrer Versicherung als Einladung an die von Ihnen beschriebenen subversiven Elemente gesehen. Man wird Ihnen wegen Ihres fahrlässigen Verhaltens nichts zahlen.
Herr Philippsen, ich mache mir ein wenig Sorgen, ob Sie sich der Risiken bei Ihrem sorglosen Verhalten bewusst sind? Seien Sie vorsichtig, Mann! Es gibt ja tatsächlich Menschen, die es mit dem Eigentum ihrer Mitmenschen nicht so genau nehmen wie Sie und ich. Gott sei Dank sind es aber nur wenige gemessen an der Gesamtbevölkerung und sie haben nach jüngsten Zahlen aus Niedersachsen auch noch abgenommen. Aber dahin komme ich gleich noch.
Also, bevor ich´s vergesse, vorbeugen! Machen Sie den fehlgeleiteten Elementen in unserer Gesellschaft keine Steilvorlagen. Sie sind doch Fußballfan, oder? Wenn nicht, sind Sie bibelfest? Und führe mich nicht in Versuchung heißt es im Gebet. Gemeint ist da der Herr. Für uns sollte gelten, schwächere Mitmenschen nicht unnötig in Versuchung zu führen. Da haben wir, also Sie, ich und all die vielen anderen Menschen, die einen sozialverträglichen Umgang mit ihren Mitmenschen pflegen, eine gewisse Verantwortung!
Und nicht vergessen, die Versicherung! Waren Sie überhaupt Opfer in den letzten 10 Jahren?
Also: Schuppen, abschließen, Keller verrammeln, Fahrrad nicht unverschlossen abstellen, Bogen machen um finstere Ecken, Geldbörse nicht auf den Pfosten des Gartentores legen oder im Einkaufswagen spazieren fahren, Auto ruhig abschließen, keine Wertsachen offen liegen lassen, schließen Sie Fenster und Türen, wenn Sie das Haus verlassen. Und noch ein Tipp, nehmen Sie Ihr Passwort aus der Geldbörse mit ihrer Kreditkarte. Und bloß keine Passwörter im Internet weitergeben! Da gibt es nämlich auch noch Banditen in Ghana, Moskau und wer weiß wo, die unheimlich tricky sind, um an Ihr Geld zu kommen.
Also unsere Polizei (Staat) ist nicht ganz so untätig, wie Sie glauben. Komme ich noch hin. Aber nicht ohne Grund mahnt sie immer wieder, potentiellen Straftätern keine Einladungen auszusprechen. Ich und viele Menschen sind vorsichtig und das wirkt sich in den Statistiken aus. Kommen wir noch zu!
Nun erst einmal zu mir. Habe ja versprochen, dass ich auch ehrlich sein will. Meine Statistik sieht nicht schlecht aus. Trotz Reisen z.T. auch in Regionen, die man lieber meiden sollte, bin ich noch nicht beklaut worden. Stimmt nicht ganz. Vor wenigen Tagen hat mir mein Freund Hans Henning während ich leere Gläser und Flaschen einsammelte, mein Portmonee aus der Gesäßtasche gezogen, ohne dass ich es bemerkte. Er wollte mir demonstrieren, dass ich es den Banditen zu leicht machen würde. Recht hat er. Normalerweise steckt mein Portmonee nie in der Gesäßtasche, wenn ich mich in größeren Menschenansammlungen befinde. Hans Henning ich danke dir für diese kleine Lehrstunde!
Bei mir ist auch noch nicht eingebrochen worden, toi, toi, toi! Ich schließe immer alle Fenster und Türen und erwecke nicht unnötig den Eindruck, als gebe es etwas bei mir zu holen. Die Fenster sind mit Schlössern versehen. Hat bisher funktioniert. Ich weiß, dass das keine Garantie gibt aber ich bin vorsichtig. Nicht anders verhalte ich mich mit dem Schuppen, Keller und Auto. Es hat auch noch kein Enkel versucht, mich um mein Erspartes zu bringen, ich bin noch nicht beim Spaziergang überfallen worden und die Dealer, also die Dealer von denen Sie sich belästigt fühlen, sind hier bei mir in meinem Dorf unsichtbar. Aber selbst, wenn ich in Kreuzberg oder Neukölln in den Grünanlagen unterwegs bin, werde ich nicht belästigt. Irgendwie erkennen die armen Schweine, die dealen (müssen), dass ich nicht zu ihrem typischen Kundenkreis zähle. Auto geklaut? Fehlanzeige! Vielleicht ist es nicht das richtige Modell, zu alt oder immer am richtigen Platz abgestellt. Und, halten Sie sich fest, ich bin 14 Tage mit dem Auto durch Polen gereist. Nix passiert! Kein Aufbruch und mit dem eigenen Auto wieder nach Hause gekommen!
Noch ein Wort zu den Ausländern, haben Sie ja gar nicht so direkt angesprochen. Wir hier begegnen unseren Neubürgern überwiegend sehr freundlich und in der Regel kommt die Freundlichkeit von ihnen zurück. Da gibt es einige stille in sich gewandte Menschen, die die Traumata von Krieg und Flucht und wahrscheinlich abgrundtiefes Heimweh verarbeiten müssen. Sie bereiten mir keine Angst. Sie machen mich eher traurig.
Also Kriminalität hier bei uns? Es gibt alle paar Jahre mal einen Betrugsfall. Überfälle? Sind mir nicht bekannt. Autodiebstähle? Unerheblich! Andere Diebstähle? Nichts Besonderes. Ladendiebstähle? Immer mal wieder aber nicht das große Problem.
Vielleicht ist das bei Ihnen ja alles anders. Ich habe von Ihnen ja noch keine Antwort auf meine oben gestellten Fragen.
Oder Sie nehmen vielleicht selektiv wahr. Und das könnte mit einer selektiven Berichterstattung zusammenhängen.
Ja so ist es wahrscheinlich! Unsere Medien überschütten uns mit Horrormeldungen über Naturkatastrophen, Kriege, Gewaltverbrechen, etc. . Man muss schon sehr aufmerksam sein, dass man dieser gewollten oder unbeabsichtigten Manipulation nicht auf den Leim geht. Ich erwarte ja nicht, dass das Tageblatt berichtet, dass nach dieser Urlaubssaison wieder mehrere Millionen Deutsche im eigenen Auto aus dem Urlaub (sogar aus Polen) zurückgekehrt sind. Es würde uns aber allen besser gehen, wenn wir das Gute im Menschen und Miteinander höherrangig behandeln täten, wenn Alternativen zu Gewalt, Krieg, Umweltzerstörung, Verstöße gegen die Menschenrechte, unmenschlichen Wohn- und Arbeitsbedingungen etc. im Vordergrund der Berichterstattung stehen würden.
Da tut es doch gut, wenn im Tageblatt die Kriminalitätsstatistik des Landes Niedersachsen und des Landkreises Stade veröffentlicht werden.*


Aber, Herr Philippsen, kommt die Botschaft dieser Nachrichten bei Ihnen an? Wollen Sie wirklich wahrhaben, dass die Kriminalität im Wesentlichen nicht gestiegen – in vielen Bereichen sogar gesunken ist?  
Ist das so, dann sind Sie ein Opfer selektiver Wahrnehmung geworden.

Sie fragen, wie lange unsere Gesellschaft die von Ihnen so drastisch geschilderten Verhältnisse noch aushalte?
Ich frage mich, wie lange hält unsere Gesellschaft die vereinfachende und verfälschende Interpretation von Fakten aus? Menschen, die sich in permanente Weltuntergangsstimmung versetzen lassen, sich unnötig im Dauerangstzustand befinden, machen sich zur leichten Beute der Heilsprediger, die nicht einlösbare Versprechen machen. Das sind unverantwortliche Menschen, die die Werte unserer Gesellschaft wie Rechtstaatlichkeit, Menschenrechte, Demokratie, Toleranz, Meinungs- und Pressefreiheit, - kurz die im Grundgesetz verankerten wunderbaren Grundrechte Artikel 1-19 für ihre Machtinteressen hemmungslos opfern würden. Diesem Grundgesetz und den ihm zugrundeliegenden Werten haben wir es zu verdanken, dass Deutschland sich nach zwei überwundenen Unrechtssystemen in zuvor nie gekanntem Wohlstand, Frieden und zuvor nie gekannter Freiheit entwickeln konnte. Übrigens verdanken wir der im Grundgesetz verankerten Meinungsfreiheit auch, dass wir Leserbriefe veröffentlichen, selbst wenn sie nicht unbedingt der Meinung der Herrschenden entsprechen.
Also mal ehrlich, Herr Philippson, Sie gehören doch nicht zu denen, die sich mit Rattenfängermethoden einlullen lassen?  
Ich atme tief durch, Herr Philippsen, und wünsche mir, dass Sie nun hinaus gehen, Ihren Schuppen abschließen, zum Sternenhimmel schauen und zu der Erkenntnis gekommen sind, dass doch nicht alles so schlimm ist, wie Sie noch dachten, als der Schuppen noch unverschlossen auf die vagabundierenden Horden wartete, um sich ausplündern zu lassen.

So, Herr Philippson, das hört sich alles so an, als wären Sie der alleinige Adressat. Stimmt und auch nicht! Ich möchte nicht wissen, wie viele Leser*innen Ihres Briefes zustimmend genickt haben. Sollten die mal meine Geschichte lesen, hoffe ich, dass sie nachdenklich werden und das hier Gelesene zustimmend abnicken.

*) Zwei Tage nach der Presseinformation aus dem Innenministerium wurde im Tageblatt ein Artikel über die Kriminalitätsentwicklung im Landkreis Stade veröffentlicht. In der Tendenz entspricht sie dem Niedersachsentrend bei leichten Abweichungen nach oben und nach unten. Man findet ihn im Tageblatt Online Archiv unter dem 15.03.2020. Hier möchte ich nur die Überschrift abdrucken.
Landkreis Stade ist laut Polizei sicher