Eines
weiß ich mit Sicherheit: Wenn ich vor Gericht schwören müsste, die Wahrheit und
nichts als die Wahrheit zu sagen, ist die Gewissheit, dass ich etwas Falsches
aussage, ziemlich groß. Drei kleine belanglose Geschichten zeigen am besten,
wie es um meine Wahrnehmung bestellt ist.
Heike kam mit der Neuigkeit, dass Friedrich
seinem Krebsleiden erlegen war. Friedrich hatte einige Zeit in unserem Stadtteil
gewohnt und mit mir zusammen gearbeitet. Wir waren sogar gut befreundet,
verloren uns aber dann, nachdem er in die Nähe von Bremen fortgezogen war,
etwas aus den Augen.
Friedrich ist tot!
Auch, wenn wir uns schon seit einigen
Jahren nicht mehr gesehen haben, ich hatte viele gute Erinnerung an unsere
gemeinsame Zeit und mich machte die Nachricht von seinem Ableben traurig.
Warum hatte Ute, seine Frau, keine
Todesanzeige geschickt? Ich hätte ihn doch auf seinem letzten Weg begleiten
können, so weit entfernt lebte er ja nicht – als er noch lebte.
Einige Jahre später besuchten wir die
Innenstadt von Bremen. Vor dem Rathaus, auf dem Marktplatz, agierte ein
Fotograf hinter seiner Kamera. Er sprang fast von seinem Stativ hin zu der
Gruppe, die er fotografieren wollte, um dann wieder wieselig hinter seiner
Kamera Position zu beziehen. Langes Haar, Schlapphut und ein wallender, langer
Mantel, alles passte.
„Weißt du, an wen er mich erinnert?“
fragte ich Inge.
„Nein.“
„An Friedrich! Sieh dir einmal die
Bewegungen an, das Haar, das Ziegenbärtchen und die Kleidung. Wenn ich es nicht
besser wüsste, ich könnte schwören, dass es Friedrich ist.“
„Ja, jetzt, wo du es sagst.“
Hätte mich nun ein Richter gefragt, wann
ich das letzte Mal Friedrich Pitschke gesehen hätte, ich hätte ihm geantwortet,
dass es vor einigen Jahren gewesen sei. Hätte er mich gebeten diese Aussage
auch unter Eid zu wiederholen, ich hätte es getan!
Wir machten noch ein paar Besorgungen
und auf dem Weg zum Parkhaus querten wir erneut den Markt. Der Mann mit dem
Fotoapparat auf dem Stativ arbeitete immer noch an seinem Foto. Ich blieb
stehen.
Faszinierend, diese Ähnlichkeit!
„Ich geh´ da jetzt hin, ich will mir den
Kerl aus der Nähe ansehen“, sagte ich zu Inge und wandte mich ab, um zu dem
Fotografen hinüber zu gehen.
„Lass doch, was bringt das denn? Lass
uns zum Auto gehen.“
Mein Entschluss stand fest. Ich wollte
mir den Fotografen aus der Nähe ansehen. Nur wenige Meter entfernt, die
Ähnlichkeit war gewaltig, höre ich ihn sprechen. Es war auch noch die Stimme
von Friedrich. Hektisch und etwas nuschelig tauschte er sich mit seinen Models
aus. Alles sah nach einem Fotokurs aus. Alles passte zu Friedrich, nur nicht,
dass dieser Mann lebte.
Mit Herzklopfen näherte ich mich dem
Fotografen von der Seite. Er bemerkte mich nicht, war zu beschäftigt, und das
kam mir sehr gelegen. Auf Armlänge Abstand sagte ich, wie im Selbstgespräch,
halblaut – fast schon geflüstert – „Friedrich!“
Der Fotograf drehte sein hageres Gesicht
mir entgegen, seine lebendigen Augen begannen zu strahlen. Er trat auf mich zu
und begrüßte mich.
„Mensch Hannes, was machst du denn hier?
Wir haben uns ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.“
Ich musste sehr merkwürdig ausgesehen
haben und brachte für Friedrich etwas schwer nachvollziehbar hervor:
„Friedrich, du lebst?“
Ja, Friedrich lebte und das nicht
schlecht, wie er uns bei einer Tasse Kaffee am Rande des Marktes erzählte. Nach
einer schweren Magenoperation musste er sein Leben gewaltig umstellen. Er hat
sich mit den Folgen seiner Krankheit arrangiert, war frühpensioniert und befand
sich an diesem Tag gerade mit seinem
Volkshochschulkurs auf Exkursion in Bremen.
Totgesagte leben länger! In Zukunft wollte
ich mehr meinen Augen und Gefühlen trauen. Woher hatte Heike eigentlich die
Information von Friedrichs Ableben? Ich hatte sie auch später nie danach
gefragt.
Gelegentlich besuche ich Lehrgänge. Das
mache ich, um etwas für meine berufliche Tätigkeit hinzuzulernen. Aber bestimmt
genauso gerne, um alte Bekannte wiederzutreffen. Ole zum Beispiel, mit dem ich
während des Studiums einige Projekte gemeinsam durchgezogen hatte. Wenn wir uns
alle paar Monate manchmal auch Jahre auf Fortbildungen oder bei einem
Theaterprojekt treffen, gibt es immer regen Austausch zwischen uns. Manchmal
höre ich auch über Wendy von ihm. Sie arbeitet gelegentlich mit ihm zusammen.
Ole scheint jetzt irgendwo in meiner
Nähe zu wohnen. Ich sah ihn neulich mit einem Hund, muss der Hund seiner
Freundin sein, von dem er mir einmal erzählte. Ich winkte ihm über die Straße
unter den Bäumen auf dem Mittelstreifen hindurch zu. Er drehte sich um, um zu sehen, wen ich
gemeint haben könnte, und verschwand um die Ecke in die Fuldastraße. Ich muss
Wendy unbedingt fragen, wo Ole wohnt. Vielleicht sind wir ja sogar Nachbarn und
wissen gar nicht voneinander. So lange wohne ich nämlich noch nicht hier, in
diesem Stadtteil.
Ich traf Ole einige Wochen später im
Straßencafé „Flüsterkasten“ vor dem Ernst Grobig Theater und setze mich zu ihm.
„Ole, ich habe dich neulich gesehen, mit
deinem Hund und dir zugewunken. Du bist dann aber um die Ecke verschwunden.“
„Kann schon sein“, meinte er und nahm einen
Schluck aus der Kaffeetasse. „War aber der Hund meiner Freundin.“
„Wohnst du jetzt auch in Hochsaalitz?“
„Nö, wieso?“
In diesem Moment kam Wendy an den Tisch
und setzte sich zu uns. Ole hatte keine Zeit mehr für die Antwort, Wendy
bestimmte, ganz ihre Art, das Gespräch vom ersten Moment ihres Eintreffens an.
In den nächsten Tagen sah ich Ole mit
seinem, pardon, mit dem Hund seiner Freundin, als ich im 142er Bus saß. Er
konnte mich nicht sehen und es war zwecklos an die Scheibe zu klopfen. Er wird
doch hier irgendwo wohnen.
Meine Vermutung sollte sich schon bald
bestätigen. Ich begegnete Ole auf dem Weg von der Bushaltestelle zu meiner
Wohnung. Er, wieder in Begleitung des Hundes, kam mir auf der gleichen
Straßenseite entgegen. Merkwürdig,
dieser Schal! Hätte ihm niemals so eine schrille Farbe zugetraut.
„He Ole, wohnst ja doch hier, ich wohne jetzt
in der Uslarer, gleich um die Ecke.“
Ole blieb stehen, nahm meine Hand und
guckte mich an, als spielte er eine Theaterrolle.
Ich kenne diesen Blick nur zu gut.
„Es ist nicht das erste Mal, mein
Freund, dass wir uns begegnen. Ich bin nicht der, für den du mich hältst. Ich
bin nicht Ole ich heiße Nico. Trotzdem schön, dich kennenzulernen.“
„Aus deiner neuen Rolle, Ole?“
„Hier muss ein Missverständnis vorliegen,
ich bin nicht Ole. Sagte doch, Nico. Muss jetzt weiter, sehen uns vielleicht
noch einmal. Ciao!“
„Ciao!“ Das sagt er sonst nie.
Vielleicht hat er ´was genommen? Habe
ich sonst noch nie an ihm bemerkt, seit Marburg nicht mehr. Und das ist zwanzig
Jahre her.
Vier Monate später treffe ich Ole auf
einem Gewerkschaftsseminar wieder. Wir nehmen einen Kaffee zusammen und
erzählen uns von unseren jüngsten Projekten. Kurz vor dem Ende der Pause,
spreche ich Ole auf unser letztes Treffen in Hochsaalitz an.
„Hochsaalitz? Da komme ich fast nie hin
und wenn, dann ohne Hund.“
„Bist du dir ganz sicher, Ole?“
„Klar, werd´ ich doch wohl wissen.
Bist´n bisschen komisch heute.“
„Auch nicht in der Rolle von Nico, mit
dem Labrador und dem unmöglichen Schal?“
„Eeiih, wilste mich verscheißern? Lass
uns rein gehen.“
Ich hätte schwören können, dass Ole Nico
war und Nico Ole.
Gut, dass ich nicht schwören musste.
Als mich Ole in meiner neuen Wohnung
besuchte und wir vom Balkon schauten, ging er unten mit seinem Hund vorbei, der
Ole, der neben mir auf dem Balkon stand.
Nico ist also Nico und Ole ist Ole. Zwei
verschiedene Personen.
Ich habe nicht mehr versucht, Ole zu
erklären, dass er soeben nicht mit seinem Hund unter meinem Balkon
vorbeigegangen ist. Er hätte mich wahrscheinlich ohnehin nicht verstanden. Beim
Abschied, wir hatten schon einige Gläser roten Ruppertsberger getrunken, sagte
ich an der Haustür zu ihm:
„Bis bald mal wieder, Nico, Ciao!“
Ich lachte, Ole verstand nichts und
stieg die Treppe hinunter.
Damals in Bremen, Friedrich. Nein, er
konnte es nicht gewesen sein und er war es doch!
Hier, in Hochsaalitz, Ole,
hundertprozentig mit Hund und krassem Schal und es war Nico, den ich gar nicht
kannte.
Ich beschloss für mich, meine
Mitmenschen zukünftig aufmerksamer zu betrachten, mich nicht mehr so sehr auf
meine Gefühle und Sinne zu verlassen.
Ich bin gerade aus dem Thüringer Wald zurück. 14 Tage wandern mit
leichtem Gepäck. Inge war auch mit, sie hatte die Idee mit der Wanderung. 320
Kilometer auf dem Saale – Orla – Weg. Nie Kinderwagengerecht, nie barrierefrei!
So stand es im Wanderführer und so war es auch in Wirklichkeit. Was ich nun
erzähle, ereignete sich ungefähr sieben Kilometer hinter Pößneck, oben auf dem
Kammweg. Von Westen zog eine schwarze Wand auf und immer lauteres Grummeln
verriet, dass der Wetterbericht mit seiner Gewitterankündigung für die
Mittagszeit haargenau zutraf. In der Karte war ein Rastplatz mit einem
Schutzhüttensymbol eingezeichnet. Es konnte nicht mehr weit sein. Dennoch
überraschte uns der plötzlich einsetzende Regen, bevor wir die Hütte
erreichten. Zwei Personen in hellblau und rosa hatten bereits vor uns die Hütte
erreicht. Ein Schindeldach auf sechs Stützen über einem Picknicktisch. Zwei
Wände waren geschlossen.
„Nehmen Sie doch Platz“, sagte die Frau
unter dem rosafarbenen Nylon. Sie bemerkte meinen Blick und meinte. „Sieht
nicht so gut aus, wees ick ja, aber praktisch. Ganz klein und leicht, nich
Achim? Also, Joachim, mein Mann, der hasst diese Dinger.
Aber nun biste froh, Achim, dass du
nicht nass geworden bist?“
Joachim guckt wortlos aus seinem
hellblauen Regencape aus feinstem Nylon.
Ich konnte ihn nur zu gut verstehen.
„Wo hab´ ich diese Frau bloß schon
einmal getroffen? Kenn doch die Stimme“, ging es mir durch den Kopf. Wir zogen
unsere nassen Fliesjacken aus und hängten sie zum Trocknen an einen Haken.
„Das kann noch´n bisschen dauern“, sagte
die Frau. „Beste Gelegenheit zum Picknick, was meinst du Achim?“
Achim konnte schon sprechen. Das haben
wir nun, ca. fünf Minuten nach unserem Eintreffen, feststellen können, als
Achim ihr antwortete:
„Könnt schon ´was gebrauchen.“
Die Frau klappte die Kapuze runter und begann
mehrere Dosen aus ihrem Rucksack zu nehmen.
„Hab immer ´n paar Stullenpakete mit
dabei, wenn wir wandern. Einkehren ist nicht so unser Ding, nicht wahr Achim?“
Inge packt auch unseren Proviant aus und
verbreitet die geöffneten Dosen und Päckchen über unsere Tischhälfte. Sie packt
immer so leckeren Proviant ein.
Woher kenne ich die Frau?
„Kommen Sie zufällig auch aus dem
Hamburger Raum?“
„Ne, aber meine Oma. War da als Kind
manchmal. Wohn nun schon ganz lange in Berlin. Stralsund war ick auch schon zu
Hause. Man kommt schon wat rum. Zeigen Se mal, wat ham se da Schönes? Sieh mal
Achim, lauter Obst und frisches Gemüse. Wolln wir wat tauschen. Wir hätten da
ein Ei und Leberwurststullen. Wenn wir dann vielleicht wat von die Karotten und
zwee von den Tomaten?“
Ich kenne diese Frau. Geht mir immer
häufiger in letzter Zeit, dass ich lange brauche, um Personen den richtigen
Orten und den richtigen Begebenheiten zuzuordnen. Hoffentlich wird das nicht
noch schlimmer.
„Bedienen Sie sich ruhig, ich habe immer
zu viel mit. Das gefällt mir besser, als unterwegs Hunger zu haben.“
„Achim, haste gesehen, die haben auch
ein kleines Salzfass mit.“
Jetzt erst bemerkte ich vielleicht 50
oder auch hundert Meter weiter eine Gruppe von vier jungen Männern. Ohne
Regenschutz stehen sie unter einer dieser riesigen Fichten, wie sie es nur noch
selten in unseren Wäldern gibt. Sie tragen Jeans und Turnschuhe außer dem mit
der Sonnenbrille, der hat schwarze Halbschuhe an. Alle tragen dunkle Jacketts,
die durch den Regen beträchtlich aus der Form geraten sind.
Ich machte Inge auf die Männer
aufmerksam und fragte:
„Wollen wir die nicht mit unter das Dach
nehmen?“
Bevor Inge antworten konnte sagte die
Frau von gegenüber:
„Nee, lassen Sie die mal da. Die will
ick hier gar nich haben. Dann woll´n die ooch noch wat von meine Bemmen.“ Sie
strahlt mich dabei mit verschmitztem Grinsen an. War bestimmt als Spaß gemeint,
der Spruch mit den Bemmen.
Und ich kenn sie doch!
„Sagen Sie, ich kenne Sie aus dem
Fernsehen, Lindenstraße?“
„Nee, Lindenstraße nich, aber Fernsehen,
da hab´ ick schon häufiger mal mit zu tun, stimmt’s Achim, haha?“
Achim nickt und bricht sich eine halbe
Käsestulle ab. Seine Frau reicht ihm eine Spreegurke rüber.
„Sieh mal, Achim, wat ick noch gefunden
hab.“
Zwei der Männer rauchten, alle
Warnhinweise missachtend, mitten im Wald. Den Männern schien es egal zu sein,
dem Regen ohne Schutz ausgesetzt zu sein.
Der Regen ließ nach.
„Achim, nimm doch noch eine Tomate, die
schmecken ja köstlich. Darf er noch eine?“
„Natürlich“, sagte Inge. „Bedienen Sie
sich ruhig.“
„Na los, Achim, hast doch gehört, was
die Frau gesagt hat.“
Achim nahm ein Stück grüne Gurke aus Inges Box. Es hatte etwas von
leichtem Protest.
„Hat aufjehört zu regnen. Woll´n wir mal weiter, auf Schusters Rappen,
haha, Achim. Müssen wir noch einmal vorher in die Büsche? Besser is wohl.“
Sie streifte sich das rosa Nyloncape
über den Kopf und ein froschgrüner Blazer war zu sehen. Unter den Hosenbeinen der
schwarzen Bügelfaltenhose wurden derbe Wanderstiefel sichtbar.
„Gut, dass das Papier trocken geblieben
ist.“ Sie verschwand in den Tiefen des Hochwaldes und war bald schon nicht mehr
zu sehen. Einer von den Männern trat seine Zigarette aus und verschwand
ebenfalls im Hochwald.
Spanner!?
Achim nutzte die Abwesenheit seiner
Frau, um uns ein weiteres eindrucksvolles Beispiel seines Sprachvermögens zu
geben.
„Für uns ist es immer ein sehr schöner
Ausgleich, mit dem Wandern. Wir sehen uns ja auch nicht viel. Manchmal sehe ich
sie mehrere Tage nur im Fernsehen. Sie ist ja viel unterwegs, Paris, Washington
und übermorgen Kopenhagen. Angela
genießt diese Ausflüge in den Thüringer Wald.“
Aus dem Wald zurück kam geräuschvoll die
Frau mit dem krass grünen Blazer.
„Ach, Achim, eigentlich heißt er ja
Joachim, schön, dass du schon die Regencapes zusammengepackt hast. Hamse
gesehen, wie klein die gehen? Is doch toll, oder? Los geht´s, aufgesattelt und
weiter. Wünsche noch schönen Urlaub, man sieht sich, vielleicht - im Fernsehen. Komm, Achim.“
Sieht ein bisschen aus, wie Angela
Merkel, denke ich, als sie dem Pfad in westlicher Richtung folgte. Ja, die
Merkel hat doch auch so ein Jackett.
Die Männer unter der Fichte wollen
anscheinend auch weiter. Zwei sind schon vorgegangen und die beiden anderen
kommen erst richtig in Gang, als das merkwürdige Ehepaar bereits an ihnen
vorbei war.
„Ein bisschen komisch waren die ja
schon“, meinte Inge der Gruppe nachblickend. „Sie sah Angela Merkel sehr
ähnlich.“
„Ja, interessant, dass du das auch
findest. Ist mir auch schon aufgefallen.“
Angela Merkel hier im Thüringer Wald?
Glaubst du doch im Ernst nicht. Oder doch?
„Inge, weißt du wie ihr Mann heißt?“
„Ja, Achim.“
„Nein, der von Angela Merkel.“
„Ich glaube, dass der Joachim heißt, ja,
Joachim Sauer.“
Merkwürdig, hatte er nicht von Angela
gesprochen?
Quatsch, das gibt es doch nicht, dass
wir mitten im Thüringer Wald Angela Merkels Eier essen und sie unsere Tomaten
und Apfelscheibchen. Übermorgen ist der Ukrainegipfel in Kopenhagen. Ach was,
das wäre doch ein Witz, damit dürfte ich meinem Kegelverein nicht kommen.
Aber sie sah der Kanzlerin doch schon
ganz schön ähnlich.
„Weißt du, Inge, woran ich denken muss?“
„Nein.“
„An die Geschichte mit Friedrich in
Bremen, der es wirklich war, obwohl er es doch gar nicht sein konnte, und Ole,
der diesem Nico so ähnlich sah. Und nun diese Frau mit ihrer Ähnlichkeit zur
Kanzlerin. Ist schon merkwürdig, mit den Ähnlichkeiten.“
An diesem Abend hatten wir ein
Hotelquartier mit Fernseher auf dem Zimmer.
„Ach nee, das ist doch nicht dein Ernst,
Fernsehen auf Wandertour, mach´ ihn aus, bitte.“
„Nur eben die Tagesschau!“
Und dann kam es hammerhart für mich. Ein
Bild von der Kanzlerin mit Wanderstab, Rucksack, froschgrünem Blazer, schwarzer
Bügelfaltenhose und die Füße steckten in derben Wanderschuhen. Während ich in
meiner Einfalt noch dachte, die sieht ja aus wie die Frau, die wir oben auf dem
Steig in der Schutzhütte getroffen haben, höre ich die Stimme der
Nachrichtensprecherin:
„…heute und morgen auf ihrer traditionellen
Wandertour in einem deutschen Mittelgebirge. Während ihrer Abwesenheit werden
die Amtsgeschäfte vom Vizekanzler Siegmar Gabriel geführt. Bereits übermorgen
muss die Kanzlerin dann wieder auf dem Ukrainegipfel….“
Unsere Wanderin und die Kanzlerin sahen
sich verdammt ähnlich.
Es war ein und dieselbe Person, die
Wanderin war auch die Kanzlerin!
Schade, dass ich diese Geschichte für
mich behalten muss. Würde mir ja doch niemand glauben. Vor Gericht hätte ich
nun schwören können, dass ich Angela Merkels Eier gegessen habe. Es stimmte
wirklich, ihr könnt ja Inge fragen. Der Richter aber, der Richter hätte mich
wohl wegen Meineides dran gekriegt.
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