Zahnschmerzen
kommen immer ungelegen. Bei mir kommen sie zusätzlich immer dann, wenn gerade
kein Zahnarzt erreichbar ist, nachts oder an Feiertagen. Erschwerende Umstände
herrschen, wenn man nicht auf den heimischen Dentisten zurückgreifen kann oder
sich gerade im Ausland befindet.
All das, also
den „worse case“ in Sachen Zahnproblemen, habe ich während eines
Campingurlaubes an der Jammerbucht im nördlichsten Zipfel Jütlands erlebt. In
der Nacht von Freitag auf Sonnabend macht sich der Zahn bemerkbar. Er lässt
sich für die Nacht noch mit einfachen Schmerzmitteln betäuben. Trügerisch die
Hoffnung, dass sich vielleicht alles von
alleine regelt, dass der Schmerz am nächsten Morgen verschwunden sein wird.
Nichts war
verschwunden. Ganz im Gegenteil, nicht einmal mehr an Frühstück war zu denken.
Die Erhöhung der Schmerzmitteldosis führt zwar zu mäßiger Linderung bis zur
Mittagszeit verursachte aber auch Übelkeit. Es führte kein Weg mehr an einer
Zahnarztpraxis vorbei.
Wo gibt es
die nächste Praxis?
Der nächste
Ort heißt Fjerritslev. Hier arbeitet der Zahnarzt erst wieder am Montag. Nach
Auskunft von Passanten sollten wir es doch noch einmal in Brovst versuchen. Da,
15 Kilometer entfernt, sollte es noch einen Zahnarzt geben. Wir fanden die
Praxis und ein Schild mit dem Hinweis, dass Zahnärzte in Ålborg und Løgstør
Notdienst hätten. Wir entschieden uns für Løgstør, weil es näher an unserem
Campingplatz lag.
In dem
kleinen Städtchen am Limfjord war die Praxis schnell gefunden und sie hatte
tatsächlich Bereitschaft. Die Sprechstundenhilfe erkannte mit ihrem
routinierten Blick sofort, dass sie einen Schmerzpatienten vor sich hatte.
„Wait a minute, I´ll call the doctor!“
Der Doktor
war eine Doktorin, sehr freundlich und nicht unattraktiv. Außerdem sprach sie
Deutsch. Nach einer ersten Untersuchung und Klopftest mit Schmerzensschrei von
mir sagte sie:
„Ich muss
mich machen eine Bild von Ihre Zahn.“
Das hat sie
dann auch gemacht. Es gab ein Röntgenbild, das sie ausgiebig gegen das
Fensterlicht haltend begutachtete. Die Diagnose war eindeutig:
„Ich habe
ein gude und ein slegte Nachricht für Ihnen, Pedersen.
Den gude
Nachricht: Wir haben eine gude Bild von deine Zahn! Und nun die slegde
Nachricht, Pedersen. Ich glaub, ein Stück von Sie muss in Denmark bleiben.“
Und so war
es dann auch. Der Wundschmerz war nichts im Vergleich zu den zuvor erlittenen
Schmerzen. Meine ohnehin schon große Zuneigung für unser nördliches Nachbarland
hat noch einmal eine Steigerung erfahren, nun, wo ein Stück von mir für alle Zeiten
schon da ist, wenn ich den Fuß über die Deutsch-Dänische Grenze setze.
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